QUALITÄTSMANAGEMENT HIV IN DER PRAXIS
DAGNÄ stellt neue QM-Plattform vor
Qualitätsmanagement ist bislang eine ungeliebte Pflichtübung. Das muss nicht so bleiben. Die neue Internet-basierte QM-Plattform, die von der DAGNÄ in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Tibotec entwickelt wurde, erleichtert nämlich nicht nur das HIV-spezifische QM durch passende Formblätter. Sie bietet gleichzeitig auch die Möglichkeit, den Standard der HIV-Versorgung einheitlich zu dokumentieren. Dies wiederum ist ein wichtiges Argument bei künftigen Vertragsverhandlungen mit Kostenträgern.
Abb. 1: QM-Veranstaltung in München
Die 72. Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat bereits im Juni 1999 beschlossen, niedergelassene Ärzte zur Einführung von Qualitätsmanagement (QM) zu verpflichten. Dies erfolgte in zwei Stufen. Die aktuelle zweite Studie verpflichtet alle Einrichtungen (also auch Arztpraxen) bis zum 01. 01. 2005 ein an dem Stand der Wissenschaft und Technik orientiertes Qualitätsmanagement einzuführen. Die Bewertung des QM erfolgt derzeit durch eine QM-Kommission der Kassenärztlichen Vereinigungen, die eine Stichprobe von 2,5% zufällig ausgewählter "Leistungserbringer" prüft. Bemängelungen haben bis zum Ablauf der fünfjährigen Karenzfrist keine Konsequenzen. Ab 2010 drohen bei Nichteinführung sogenannte Beratungsgespräche durch die jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigungen.
WELCHES QM-SYSTEM?
Ziel von QM ist es, die Qualität von Leistung im Praxisablauf, Marketing und Management zu garantieren. Bei der Art des QM hat sich der Gesetzgeber nicht festgelegt. Erforderlich ist in jedem Fall die Beschreibung/Dokumentation aller Arbeitsabläufe in der Praxis/Klinik und zwar so, dass sich Außenstehende überall und jederzeit eine Vorstellung über die zu erwartende Qualität verschaffen können. Diese Aufgabe ist für den Arzt in der Praxis komplex und zeitaufwändig. Aus diesem Grund gibt es gerade für den niedergelassenen Bereich eine Vielzahl von QM-Modellen von verschiedenen kommerziellen Anbietern mit unterschiedlichen Kosten. Am weitesten verbreitet sind die Zertifizierung nach der international anerkannten DIN EN ISO 9001 und QEP® (Qualität und Entwicklung in Praxen), das die KBV anbietet. Beide Systeme sind gut, aber nicht HIV-spezifisch, d.h. HIV-Schwerpunktärzte, die damit arbeitet, müssen die Beschreibung der HIV-spezifischen Abläufe komplett neu erarbeiten.
Wichtige Termine: QM-Veranstaltungen der DAGNÄ
Hamburg + Niedersachsen | 11.06.08 |
Stuttgart | 25.06.08 |
Ankündigung: Dagnä-Workshop 6. September 2008 in Köln
Am ersten Wochenende im September wird wieder der traditionelle DAGNÄ-Workshop in Köln abgehalten. Am Freitag, 5. September 2008, wird nach den Satellitensymposien abends die Mitgliederversammlung der DAGNÄ stattfinden. Auf dem Programm stehen wichtige Themen; u.a. die aktuelle Situation der HIV-Schwerpunktpraxen im Hinblick auf den EBM sowie die geplante Erweiterung des Vorstandes. Der Samstag, 6. September 2008, ist der Fortbildung gewidmet.
INTERNET-BASIERTE PLATTFORM
Aus diesem Grund hat die DAGNÄ gemeinsam mit dem Unternehmen Tibotec ein HIV-spezifisches QM erarbeitet. Tibotec hat auf dem Bereich QM bereits Expertise durch Erstellung eines Dialyse-spezifischen QM für Nephrologen und konnte viel Erfahrung in das Projekt mit einbringen. Die neue Internet-basierte QM-Plattform wurde für den HIV-Bereich adaptiert. Sie enthält Formblätter zu den allgemeinen Praxisabläufen von der Terminvergabe über die Mitarbeiterführung bis hin zu Notfällen und eben zusätzlich die HIV-spezifischen Abläufe und Entscheidungsbäume. Diese Formblätter sind als word-Dokument oder pdf-Datei hinterlegt. Man kann sie somit unverändert übernehmen oder aber individuell verändern.
DEUTSCHLANDWEITE WORKSHOPS
Die HIV-QM-Plattform wird den Ärzten im Laufe des Jahres in Workshops vorgestellt werden. Der Startschuss dazu fiel in München. Am 9. April fand in Zusammenarbeit mit der BAGNÄ der erste Workshop statt. Tamara Dietze, von der Berliner Agentur Dietze-Bauer&Partner, erläuterte die gesetzlichen Bestimmungen und Möglichkeiten, die QM bietet. Ihr Credo: Qualitätsmanagement ist ein Unternehmensführungsprinzip, das hilft Entwicklungen sichtbar zu machen und zu steuern. Dr. Beate Kannenberg-Otremba, aus einer Praxis in Oldenburg, berichtete, wie QM im Alltag funktioniert und welche Vorteile es bietet. Dr. Jörg Tomeczkowski, der QM-Spezialist des Unternehmens Tibotec, stellte schließlich die neue QM-Plattform vor und verwies anhand der Erfolge des Dialyse-QM auf die potentiellen Möglichkeiten eines einheitlichen QM in einer Gruppe spezifischer Leistungserbringer.
QM ALS BASIS FÜR VERTRAGSVERHANDLUNGEN
Armin Goetzenich (stellv. Geschäftsführer)
DAGNÄ e.V.
Blondelstraße 9 - 52062 Aachen
Tel.: +49 (0241) 26 79 9
Fax: +49 (0241) 40 86 52
Vorstand:
Dr. med. H. Knechten, Aachen
Dr. med. J. Gölz, Berlin
Dr. med. H. Jäger, München
Email: Verein@dagnae.de
Webseite: http://www.dagnae.de
Die bisherige politische Entwicklung zeigt klar, dass die Kostenträger der GKV immer weniger individuelle Einzelleistungen honorieren wollen. Der Trend geht zum "ambulanten DRG-System", d.h. die Diagnose bestimmt das Honorar, das anhand von standardisierten Diagnose- und Behandlungsabläufen verhandelt wird. Herr Armin Goetzenich (DAGNÄ) verwies darauf, dass zukünftig bis zu 30 Prozent der vertragsärztlichen Vergütung von der Qualität der erbrachten Leistung abhängen werden. "Das Honorar wird von der Erbringung qualitätsgesicherter Leistungen abhängig sein, in anderen europäischen Ländern läuft das Arzthonorar bereits zum Teil indikator- und qualitätsbasiert", erklärte Goetzenich. Ein einheitlicher "HIV-Standard" durch ein einheitliches HIV-spezifisches QM könnte somit die Verhandlungen mit den Kostenträgern erleichtern, denn diese brauchen Transparenz und Zahlen zu Qualität und Kosten. Denkbar wäre auch, so der DAGNÄ-Vorstand Dr. Heribert Knechten, Aachen, eine überörtliche Vernetzung der am HIV-spezifischen QM teilnehmenden Ärzte.