HIV-Prävention auf Landesebene und lokal
Zweigleisig gegen HIV und Aids
Die Niedersächsische AIDS-Hilfe (NAH) vertritt seit 1987 die gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit, arbeitet in den Gremien der Deutschen AIDS-Hilfe mit sowie mit anderen Landesverbänden von AIDS-Hilfen und Netzwerken im Gesundheitsbereich zusammen. Sie entwickelt eigene landespolitische Konzepte für Aufklärung und Prävention wie „hin und wech“ und kooperiert bei bundesweiten Kampagnen. Die Unterstützung der Mitgliedsverbände durch Informations-, Beratungs- und Serviceleistungen sowie die Fort- und Weiterbildung von Vorständen und Hauptamtlichen gehören auch zu den Aufgaben der NAH, die zum größten Teil vom Land Niedersachsen finanziert wird. Mehr Informationen unter www.niedersachsen.aidshilfe.de.
Der Schwule Heidekönig „His Royal Highness Pierre I.“ gibt sich die Ehre.
Eine Aktion von „Hin und wech”
Beispielhafte Präventions-arbeit: Hin und wech
Vor zehn Jahren hat die NAH landesweit die Präventionskampagne ‚hin und wech – Schwule lieben in Niedersachsen’ initiiert. Besonders jüngere Männer in ländlichen Gebieten sollen erreicht und das schwule Leben und Lieben bunter, attraktiver und safer gemacht werden, nach dem Motto: „hin und wech ... das bist du und das ist alles, was schwule Männer in Niedersachsen daraus machen: coole Partys und Aktionen, schwule Gruppen, Stammtische und Treffpunkte“. Das Low-Budget-Projekt hat im letzten Jahrzehnt mit kreativen Aktionen wie dem Sommerlochfestival in Braunschweig oder der Wahl des schwulen Heidekönigs die schwule Community in Niedersachsen gestärkt. Auf der Website hin-und-wech.de stehen neben vielen konkreten Informationen Szenetipps und News aus den Regionen.
Die Mitglieder der NAH
Die NAH sitzt in Hannover und ist der Dachverband für die zwölf AIDS-Hilfen in Braunschweig, Celle, Göttingen,
Goslar, Lingen, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück, Wilhelmshaven und Wolfsburg. Vier weitere Vereine
in Hannover, die zum Landesverband gehören, ergänzen den AIDS-Hilfe-Bereich mit speziellen Fachangeboten: SIDA e.V. (ein
Spezialpflegeverein für AIDS-Kranke), die Lazaruslegion (Christenbeistand für AIDS-Kranke und HIV-Infizierte), Phoenix
e.V. (Beratungsstelle für Prostituierte) und das Ethnomedizinische
Zentrum. Der Niedersächsische AIDS-Hilfe
Landesverband managt auch das Weiterbildungs- und Tagungshaus Akademie Waldschlösschen bei Göttingen.
Inspiriert von Linien auf Fahrplänen gab der Künstler Hannes Malte Mahler jedem Protagonisten seine Farbe und verlängerte sein Portrait durch eine Lebensbahn.
Leben. Mit Aids. Zehn Zeichen gegen das Stigma
Eine spektakuläre Straßenbahnaktion erwartet die Kongressbesucher am 16. Juni von dem HCC. Mit der „Lebensbahn“ werben die AIDS-Hilfen in Niedersachsen für einen gesunden Umgang mit der Krankheit. Zehn Frauen und Männer mit HIV und Aids präsentieren sich mit ihrem Portrait, ihrem Vornahmen und einem persönlichen Text auf und in einem Silberpfeil der Hannoverschen Verkehrsbetriebe. Sie setzen damit ein Zeichen gegen die Stigmatisierung von Menschen mit HIV und Aids und sensibilisieren für einen verantwortlichen Umgang mit der Krankheit. Das rollende Kunstobjekt, das seit 6. Juni für mindestens sechs Monate durch Hannover fährt, ist Teil der bundesweiten Kampagne „Positiv zusammen Leben, aber sicher“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), in Partnerschaft mit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS).
Hilfe direkt vor Ort: Die Hannöversche Aids-hilfe
Nach Berlin, München und Hamburg wurde die Hannöversche AIDS-Hilfe e.V. (HAH) 1984 als vierte AIDS-Hilfe in Deutschland gegründet. Wie in allen lokalen AIDS-Hilfen hat sich die Arbeit gewandelt: von überwiegend Sterbebegleitung hin zu professioneller Hilfe zur Selbsthilfe für Betroffene, um mit der Erkrankung besser leben zu können.
Wie
kann ich mich schützen? Ein neues ehrenamtliches Team der HAH klärt auf
Konzerten, Partys, in Kneipen und auf Events spielerisch über HIV auf.
Das erklärte Ziel der Hannöverschen AIDS-Hilfe ist, qualitativ hochwertige und nachhaltige Präventions- und Betreuungsarbeit zu leisten. Um Neuinfektionen zu verhindern, suchen die Präventionsteams der AIDS-Hilfe vor Ort das Gespräch mit denjenigen, die besonders von Aids bedroht sind: Männer, die Sex mit Männern haben, DrogengebraucherInnen, MigrantInnen. Aber auch Schüler und Jugendliche sowie die Bevölkerung allgemein sind Zielgruppen der Aufklärungsarbeit.
Das hauptamtliche Team von PychologInnen und PädagogInnen und die rund 60 EhrenamtlerInnen helfen darüber hinaus Betroffenen, neue Lebensperspektiven zu finden und den Lebensunterhalt zu sichern. Das betreute Wohnprojekt Lighthouse Hannover bietet Schwerkranken besondere Pflege und Betreuung für ein menschenwürdiges Leben bis zuletzt.
Unter dem Dach der Hannöverschen AIDS-Hilfe e.V. treffen sich verschiedenste Selbsthilfegruppen wie AFRIKAIDES (für HIV-positive Afrikanerinnen und Afrikaner landesweit), schwul & positiv, das Frauencafé, die Angehörigengruppe, das Substituierten-Frühstück oder die schwul-lesbischen Anonymen Alkoholiker.
Kurz gesagt: die Hannöversche AIDS-Hilfe e.V. (www.hannover.aidshilfe.de) steht Menschen mit Aids und HIV direkt zur Seite.
DÖAK 2011: Warum Hannover?
Gerade im Hinblick auf HIV und Aids spielt Hannover traditionell eine besondere Rolle: An der Medizinischen Hochschule Hannover finden sowohl die ambulante als auch die stationäre Versorgung von Menschen mit HIV und Aids seit den 1980er Jahren nicht im Schatten einer anderweitig ausgerichteten Institution statt, sondern in einer eigenständigen Abteilung, der Klinik für Immunologie und Rheumatologie. Hier bestand schon zuvor ein besonderer wissenschaftlicher Schwerpunkt auf dem Gebiet von Immundefekterkrankungen und bei den Infektionskrankheiten. Diese Schwerpunkte sind inzwischen durch die gemeinsame Versorgung mit qualifizierten Schwerpunktärzten auf eine breitere Basis gestellt und vertieft worden.
Hannover war immer auch ein besonderer politischer Brennpunkt in der bis heute anhaltenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit den Folgen der historisch jungen Infektionskrankheit HIV/AIDS. Eine starke, aktive Community in Niedersachsen hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass hierzulande innovative Forschungskonzepte gefördert werden konnten, dass eine adäquate und hochwertige medizinische Versorgung stattfindet und dass einer Diskriminierung entgegengewirkt wird. Unter anderen ist dies mit der Person von Rita Süssmuth verbunden, die Mitte der 1980er Jahre Direktorin des Instituts Frau und Gesellschaft in Hannover war, bevor sie ab 1985 Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit wurde und sich stets entschieden gegen in Gesellschaft und Politik vorhandene restriktive und diskriminierende Tendenzen einsetzte.
Traditionell hat der DÖAK eine starke Einbindung der Community, die diesen Kongress gemeinsam mit der wissenschaftlichen Gesellschaft (DAIG) geplant hat, selbst mit zahlreichen aktiven wissenschaftlichen Beiträgen vertreten ist und eigene Workshops durchführt.
Mit der Vielzahl an Teilnehmern aus dem In- und Ausland, einem spannenden wissenschaftlichen Programm zu den Bereichen Basiswissenschaft, klinische Wissenschaft und Sozialwissenschaften und einem abwechslungsreichen kulturellen Beiprogramm sind die besten Voraussetzungen für einen besonderen Kongress gegeben und für eine Begegnung von Betroffenen, Aktivisten, Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen und versorgend tätigen Ärzten und Pflegekräften.