Streiflicht
Charlie Sheen – das neue Gesicht von HIV
Auszug aus
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Im amerikanischen Frühstückfernsehn – also zur besten amerikanischen Sendezeit – verkündete Charlie Sheen, dass er HIV-positiv ist. Der Schauspieler, frisch gewaschen und gut gekämmt, bemühte sich, die (abgesprochenen?) Fragen des Moderators so seriös wie möglich zu beantworten. Er wisse seit vier Jahren von seiner Infektion und habe Millionen an Schweigegeld ausgegeben. Die Viruslast sei unter der Nachweisgrenze und er habe alle seine Partnerinnen stets von seiner Infektion unterrichtet. „Du hast mich zum Weinen gebracht, ich bin tief berührt von Deiner Ehrlichkeit“ twitterten die Fans bereits während der Sendung. Und auch von vielen anderen Seiten wurde Sheen für seinen Mut gelobt.
Befreiungsschlag?
Doch wenn man genau hinsieht, war sein Outing wohl nicht das Bedürftnis, etwas gegen das Stigma HIV zu tun, sondern dringende Notwendigkeit. Seit Wochen kursierten Gerüchte und es gab schon einige Zeitungsberichte. In einem wurde sogar Sheens Namen genannt. Der Star nahm daraufhin sein Schicksal selbst in die Hand – oder tat, was der Medienberater empfahl – und ging an die Öffentlichkeit. Die Motivation für diesen Schritt seien die jahrelangen Schweigegeldzahlungen gewesen – oder sein Finanzberater hat berechnet, dass das Schweigegeld nun doch langsam die möglichen Schadensersatz-Zahlungen überschreitet.
Das Gesicht von HIV?
Berühmte Menschen mit einer Krankheit geben der Krankheit ein Gesicht. Dass Charlie Sheen nun gerade dieses Gesicht ist, passt leider nicht so ganz zum Kampf gegen die Stigmatisierung, sondern wird einige Vorurteile bestätigen. Der Schauspieler ist bekannt für seine Alkohol- und Drogensucht, für ausschweifenden Sex mit Pornostars und Prostituierten, für Gewalt und verbale Ausfälle. Sein lockerer Lebenswandel führte zu dem Slangwort „sheening“, das in den USA synonym für starken Drogenmissbrauch und Totalabstürze gebraucht wird. Aber vielleicht ist das gerade die Herausforderung, Menschen zu akzeptieren, die ihr Leben nicht im Griff haben, drogen- und sexsüchtig und auch HIV-positiv sind.
Juristische Konsequenzen?
Bereits im Interview hat Sheen unterstützt von seinem behandelnden Arzt betont, dass er Medikamente einnehme und die Viruslast unter der Nachweisgrenze sei. Auf die Frage des Moderators, ob er jemand angesteckt haben könnte, sagte Sheen: „Unmöglich!“. Zu dieser präventiven Verteidigungsstrategie hätte jeder Anwalt geraten, denn Klagen sind sehr wahrscheinlich. Eine Ex-Verlobte hat ihn bereits wegen Körperverletzung angezeigt. Man darf gespannt sein, wie die amerikanische Justiz mit dem Fall umgeht. Die ganze Welt sieht zu.
Ihr
HAART-Breaker