DAH: Neustart
Safer Sex gibt’s jetzt dreifach
Ein Jahrzehnt ICH WEISS WAS ICH TU – genug Zeit für historische Umbrüche. Als 2008 die innovative Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe für schwule Männer an den Start ging, war das Kondom die alles beherrschende Methode, sich vor HIV zu schützen. Schutz durch Therapie war noch umstritten, das EKAF-Statement gerade erst veröffentlicht. Von der PrEP ahnten wir alle noch nichts.
Im Jubiläumsjahr der Kampagne lautet das zentrale Thema der neuen Website nun „Safer Sex 3.0“. Der Begriff bringt zum Ausdruck, dass alle drei Methoden gleichermaßen geeignet sind, eine HIV-Übertragung beim Sex zu verhindern. Keine ist besser oder schlechter als die andere. Vielmehr geht es darum, dass schwule und bisexuelle Männer die Schutzmethode auswählen können, die am besten zu ihnen und der jeweiligen Situation passt.
Alle Möglichkeiten nutzen
Alle
drei Methoden erfordern Wissen und Fertigkeiten. „Der Erfolg der
HIV-Prävention in den kommenden Jahren wird maßgeblich davon
abhängen, dass schwule Männer die Optionen kennen und gut darüber
Bescheid wissen“, sagt Dr. Dirk Sander, Schwulenreferent der
Deutschen AIDS-Hilfe.
Der neue Dreiklang der Prävention ist geeignet, alle Potenziale auszuschöpfen und auch denen etwas anzubieten, die Kondome nicht (durchgängig) anwenden können oder möchten. Zugleich sind die medizinischen Präventionsmethoden längst verbreitet und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Dabei birgt unsachgemäße Anwendung Risiken.
„Die Frage ist längst nicht mehr, ob diese Methoden Eingang in die HIV-Prävention finden, sondern wie gut sie verstanden und angewendet werden“, weiß Tim Schomann, Kampagnenleiter von ICH WEISS WAS ICH TU. „Wir haben schon immer darüber informiert, dass es neben dem Kondom weitere Möglichkeiten gibt. Der Begriff Safer Sex 3.0 macht nun noch deutlicher: Du hast die Wahl!“
HIV erkennen: Tipps für Hausärzte
Mehr als 50.000 Hausarztpraxen haben im April eine neue Broschüre der Deutschen AIDS-Hilfe erhalten. Titel: „HIV früh erkennen – Aids vermeiden“. Sie gehört zur Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“ und soll Ärzt_innen dabei unterstützen zu erkennen, wann ein HIV-Test angebracht ist.
Denn viele nicht spezialisierte Ärzt_innen haben HIV nicht auf dem Schirm oder scheuen sich, das Thema anzusprechen. Oft erfolgt dann im entscheidenden Moment kein HIV-Test – ein Grund für zahlreiche Spätdiagnosen.
Die Broschüre informiert über Symptome, Testverfahren und Abrechnungsmodalitäten. Für die Gesprächsführung gibt es Leitfäden und Hilfestellungen. Die Handreichung wurde in Zusammenarbeit mit Hausärzt_innen und HIV-Spezialist_innen entwickelt und greift auf die Erfahrungen des Fortbildungsprogrammes „Let’s talk about Sex“ zurück.
„Wir Hausärzte nehmen als erste Anlaufstelle eine Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen“, betont Dr. Axel Baumgarten, Haus- und Schwerpunktarzt. Als Vorstand der dagnä unterstützt er die Aktion.
Broschüre
bestellen / downloaden: https://bit.ly/2xwdzkS
Kontakt:
Johanna Paul, Tel. 0 30 / 69 00 87 78, E-Mail:
kontakt@kein-aids-fuer-alle.de
www.hiv-sti-fortbildung.de
Portal gegen Diskriminierung
Unter www.hiv-diskriminierung.de hat die Deutsche AIDS-Hilfe eine neue Website zu HIV-bezogener Diskriminierung gelaunched. Motto: „Nimm’s nicht hin!“
Die Seite informiert über alle Aspekte von Diskriminierung, etwa im Gesundheitswesen oder am Arbeitsplatz, und klärt über Rechte auf, die Menschen mit HIV entsprechend dem AGG und Datenschutzgesetzen haben. Ein Bereich ist der Strafbarkeit der (potenziellen) HIV-Übertragung gewidmet.
Wer Diskriminierung erlebt hat, kann sie über ein Kontaktformular bei der Deutschen AIDS-Hilfe melden, auch anonym. Auf Wunsch leistet die Kontaktstelle zu HIV-bezogener Diskriminierung dann Unterstützung dabei, sich zu wehren.
Die Fallmeldungen helfen der Deutschen AIDS-Hilfe auch, mehr über Diskriminierungsfälle zu erfahren und strukturelle Gegenmaßnahmen zu erarbeiten.
Die Seite enthält außerdem Informationen für Beratende sowie Schulungsmaterialien, etwa zum diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-Patient_innen im Gesundheitswesen.
Kontakt: Kerstin Mörsch, Tel. 0 30 / 69 00 87 - 67E-Mail: gegendiskriminierung@dah.aidshilfe.de
Die Kampagne nimmt also die Bedürfnisse der Zielgruppe ernst – auch den Wunsch nach kondomloser Sexualität – und gibt pointierte Informationen zur Anwendung der Schutzmethoden. Die wichtigsten:
- Kondome sind kurzfristig anwendbar und reduzieren auch das Risiko anderer sexuell übertragbarer Infektionen.
- Schutz durch Therapie schützt sehr zuverlässig, wenn die Therapie des HIV-Positiven gut wirkt.
- Die PrEP hängt von der korrekten Einnahme des Medikaments ab, regelmäßige HIV-Tests sind unverzichtbar.
Eine weitere wichtige Botschaft: Regelmäßige Untersuchungen auf STI gehören bei allen drei Schutzmethoden dazu – auch bei Kondomgebrauch. Denn Kondome reduzieren das Risiko lediglich.
Methoden flexibel einsetzbar
In der Praxis werden sich manche Männer für die durchgehende Anwendung einer Methode entscheiden, andere je nach Lebensphase oder Situation verschieden vorgehen. So ist durchaus denkbar, dass jemand in einer offenen Beziehung mit dem festen Partner Schutz durch Therapie praktiziert, bei Kontakten mit anderen Partnern Kondome verwendet und bei gelegentlichen Sexpartys oder im Urlaub die PrEP zum Einsatz bringt.
„Die Vielfalt an Möglichkeiten ist ein Meilenstein in der Prävention und ein riesiger Gewinn für jeden Einzelnen. So gehen erfüllter Sex und Schutz vor HIV leichter zusammen“, betont Tim Schomann.
Abwertung schadet
Die gleichwertige Darstellung der drei Safer-Sex-Methoden soll dabei auch Stigmatisierung und Herabwürdigung in der schwulen Community entgegenwirken. PrEP-User müssen sich bisher manchmal heftige Anwürfe gefallen lassen, werden als „Schlampen“ tituliert, die Krankheitserreger verbreiten würden. Kondomverwender werden manchmal als altbacken abgestempelt oder haben das Gefühl, ihre Schutzmethode sei in der HIV-Prävention nur noch zweite Wahl.
„Alle Entscheidungen, sich vor HIV zu schützen, verdienen Wertschätzung. Hier übernehmen Männer die Verantwortung für ihre Gesundheit“, sagt Dirk Sander. Und: „Nutzer einer bestimmten Strategie zu Outlaws zu stilisieren, kann sie davon abhalten, die für sie passende Methode zu wählen. Abwertung und Angriffe wirken den Zielen der HIV-Prävention entgegen.“
Schlicht, aber sexy
Mit den medizinischen Möglichkeiten ist die Aufklärung über Schutz vor HIV und STI in den letzten Jahren komplexer geworden. IWWIT antwortet darauf mit Übersichtlichkeit: Das Design der Seite ist schlicht, aber sexy.
Die wichtigsten Informationen und Botschaften sind leicht auffindbar, auf den Punkt formuliert und springen ins Auge. Lebendig werden sie durch persönliche Geschichten, die in Texten und Videos erzählt werden. Damit will IWWIT die User dabei unterstützen, ihre Sexualität selbstbewusst auszuleben und die gewählte Schutzstrategie in die Tat umzusetzen.
Auf iwwit.de haben sich im Jahr 2017 eine halbe Million Nutzer über HIV, Geschlechtskrankheiten und Sexualität informiert. Weitere Themen der Seite sind unter anderem der HIV-Test, Drogenkonsum und das Leben mit HIV. Interaktive Tools weisen mit wenigen Klicks den Weg zur nächsten Test- oder Beratungsstelle. Ein Kalender listet die rund 200 Veranstaltungen, auf denen IWWIT jährlich präsent ist.