LGBTQIA*

rainbow flagGendern Sie schon oder sind Sie noch von gestern? Ich gebe mir Mühe, aber ich muss gestehen, ich habe Schwierigkeiten mit dieser rasanten Entwicklung Schritt zu halten. Am einfachsten ist es noch in der Praxis. Aber auch da unterlaufen mir noch Fehler: Als mein langjähriger Patient Herr Müller zu Frau Müller wurde, eigentlich gar kein Problem, ist mir doch – wie peinlich – das alte „Herr Müller“ rausgerutscht. Nach einem zweimaligen Kotau wurde mir das freundlicherweise vergeben und uns das Zertifikat „Praxis Vielfalt“ nicht aberkannt.

Haben Sie auch schon das Gütesiegel „Praxis Vielfalt“ erworben? Im Vergleich zu den Zertifizierungen „Bürokratie Master“, „Migrants Come in“, „Korrekte Sprache“ usw. war das ja ein Kinderspiel. Das Praxisteam war bereits durch die vorherigen Schulungen geübt in Anpassung und Verzicht auf Meinungsvielfalt am Arbeitsplatz. Da kann man über die plumpen Bemühungen der Arbeitgebenden mit ihrer „Charta der Vielfalt“ nur müde lächeln. Auf der Webseite fand sich selbst am 9. Deutschen Diversity Tag im Mai lediglich der Gender-Underscore für Männlich_Weiblich. Und auch im Vorstand bleibt die weiße (vermutlich heterosexuelle und deutsche) männliche und weibliche Elite unter sich.

Gendersensible Medizin

In der Medizin ist man da fortschrittlicher. Vor kurzem wurde eine neue Professur eingerichtet. Prof’in Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione übernimmt an der Universität die neu eingerichtete Professur für Geschlechtersensible Medizin. Zu Beginn hat sie sich gleich die Erarbeitung des geschlechtersensiblen Curriculums für das Medizinstudium vorgenommen. Es besteht also Hoffnung für die Medizin.

Am weitesten in der korrekten Sensibilität ist ja die amerikanische Filmbranche. Schon vor Jahrzehnten wurde dort „Blackfacing“ angeprangert. Weiße Schauspieler malten sich das Gesicht schwarz an, um Personen mit maximaler Hautpigmentierung darzustellen. Das ist erfreulicherweise mittlerweile verpönt. Mittlerweile verhindert „Blind Casting“ rassistische und sonstige Diskriminierungen, so dass neulich in einer amerikanischen Serie endlich auch schwarze und asiatische Hofdamen von Königin Elisabeth I zu sehen waren. Auch bei der sexuellen Ausrichtung geht es langsam voran. Eine heterosexuelle Schauspielerin trat nach einem Shitstorm im Internet von ihrem Ansinnen, die Rolle einer lesbischen Frau zu spielen zurück.

Nur noch Schaumküsse

Ich werde rot beim Gedanken als Kind ohne Scham einen „Mohrenkopf“ gekauft zu haben und kann als Entschuldigung nur anführen, dass ich heute das Acronym LGBTQIA* ohne Zögern auflösen kann und freue mich schon selbstverständlich auf jede Verlängerung. Falls Sie es noch nicht flüssig aufsagen können, hier zur Übung die Übersetzung: LGBTQIA*

*lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual, queer/questioning, intersex, and allied/asexual/aromantic/agende



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