Mehr Herzinfarkte unter Abacavir?

In der D:A:D-Kohorte, die ein Zusammenschluss vieler großer Kohorten ist, war Abacavir und Didanosin mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert. Die Thymidinanaloga Zidovudin und Stavudin hatten keinen solchen Effekt. Eine pathophysiologische Erklärung für dieses Phänomen gibt es bislang nicht.

Von den 33.400 Patienten der D:A:D-Kohorte erlitten 517 Patienten in 157.912 Personenjahren einen Myokardinfarkt. Nach Adjustierung für demographische, metabolische und kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie Krankheitsparameter und übrige Therapie fand sich überraschenderweise unter Didanosin ein um 49% und unter Abacavir ein um 90% erhöhtes Myokardinfarkt-Risiko und zwar wenn die beiden NRTI im Lauf der letzten sechs Monate eingenommen wurden. Die Einnahme von Zidovudin, Stavurin oder Lamivudin hatte keinen Einfluss. Das erhöhte Risiko nahm ab, wenn Abacavir abgesetzt wurde. Die Schlaganfallrate war nicht erhöht.

Relative MI risk with abacavir or ddl in D:A:D

Risiko nach Framingham

Besonders betroffen von dem Abacavir-Effekt waren Patienten mit bereits erhöhtem kardiovaskulären Risiko. In absoluten Zahlen hatte die D:A:D-Kohorte ein geringes Herzinfarkt-Risiko mit 1,6% für die nächsten fünf Jahre. Ein um 90% erhöhtes Risiko verdoppelte somit das Infarktrisiko auf 3,6% für diesen Zeitraum. Bei Patienten mit einem bereits erhöhten Risiko nach Framingham fiel die Zunahme des Risikos somit proportional deutlich höher aus.

Implikationen

Für die überraschenden Ergebnisse der D:A:D-Analyse gibt es vorerst keine Erklärung. Die Untersuchung wurde sorgfältig durchgeführt, dennoch kann man einen Bias (z.B. Abacavir wurde bevorzugt bei Patienten mit Gefäßschäden eingesetzt) bei solchen Auswertungen nicht ausschließen. Die Autoren der Studie empfehlen dennoch trotz des absolut geringen Risikos -insbesondere bei Patienten mit bereits deutlich erhöhtem kardiovaskulären Risiko - Nutzen und Risiko der Abacavir-Gabe sowie die therapeutischen Alternativen sorgfältig abzuwägen.


# 957c Sabin C et al. 15. CROI 2008, Boston, 3 - 6 Februar 2008


DAIG LogoDGI LogoDSTIG LogoPEG Logo

Meldungen

  • Oroya-Fieber

    15. Dezember 2025: Aufklärung des Krankheitsmechanismus weiter

  • MPOX

    13. Dezember 2025: Neuer Ansatz: Breit neutralisierende Antikörper weiter

  • Gonorrhoe

    13. Dezember 2025: Orale Einmaldosis Zoliflodacin erfolgreich weiter

  • Listeriose

    10. Dezember 2025: Mehr Infektionen in Europa weiter

  • Gürtelrose

    10. Dezember 2025: Risiko für Eruption nach Impfung weiter

  • Newletter online

    Jeden Monat akutelle Informationen rund ums Thema HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen.

    Für Ärzt_innen, Menschen mit HIV und alle Interessierten.

    Anmeldung hier

  • HIV-Infektion

    09. Dezember 2025: LAPTOP-Studie veröffentlicht weiter

  • Tuberkulose

    09. Dezember 2025: Neuer Arzeistoff-Kandidat gegen resistente Tuberkulose-Erreger weiter

  • Sepsis

    09. Dezember 2025: Immuntherapie weiter

  • MPOX

    08. Dezember 2025: Globale Ausbreitung von Clade Ib MPXV weiter

  • HIV-Remission

    06. Dezember 2025: T-Zelleigenschaft verhindert Rebound weiter

  • Chikungunya

    05. Dezember 2025: Größerer Ausbruch in Kuba weiter

  • Vogelgrippe

    05. Dezember 2025: Spezifischer Test wird etabliert weiter

  • Hepatitis C

    03. Dezember 2025: Zulassung beantragt für Maviret® bei akuter Hepatitis C weiter

  • HIV-Remission

    02. Dezember 2025: Neues Protein weiter

  • HIV-Remission

    02. Dezember 2025: NeuerAnsatz: Impfung und bnABs weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Website bietet aktuelle Informationen zu HIV/Aids sowie zur HIV/HCV-Koinfektion. Im Mittelpunkt stehen HIV-Test, Symptome und Auswirkungen der HIV-Infektion, Behandlung der HIV-Infektion, HIV-Medikamente mit Nebenwirkungen und Komplikationen, Aids, Hepatitis B und C. Ein Verzeichnis der Ärzte mit Schwerpunkt HIV ergänzt das Angebot.