Efavirenz – doch nicht in der Frühschwangerschaft?
Die französischen Kohorte umfasst 13.214 Kinder, die zwischen 1994 and 2010 lebend geboren wurden. Die Mütter von 327 Kindern hatten in den ersten drei Monaten Efavirenz eingenommen. Das Risiko neurologischer Defekte dieser Kinder war verglichen mit den anderen Kindern der Kohorte etwa dreimal hoch. Betroffen waren vier Kinder: Ein Pachygyria, ein Hydrocephalus, eine zerebrale Zyste und eine Agnesie des Korpus callosum.
Die 3267 im ersten Trimester Zidovudin-exponierten Kinder hatten ein doppelt so hohes Risiko für Herzfehler. Am häufigsten waren Vertrikelseptum-Defekte.
Didanosin war mit Kopf- und Halsdefekten und Lamivudin ebenfalls mit Defekten an Kopf und Hals sowie Muskeln und Skelett assoziiert.
Kommentar Dr. Ramona Pauli, München
2012 hatte die britische HIV Gesellschaft BHIVA für Efavirenz in der Schwangerschaft generell grünes Licht gegeben, weil die „publizierten Daten für eine schädigende Wirkung zu schwach“ seien. Die kürzlich aktualisierten amerikanischen DHHS-Leitlinien gehen nicht ganz so weit. Dort steht: “Das Risiko von Neuralrohrdefekten ist auf die ersten 5-6 Wochen der Schwangerschaft beschränkt und eine Schwangerschaft wird selten vor der 4.-6. Schwangerschaftswoche erkannt. Daher kann Efavirenz bei Frauen, die sich dann vorstellen, weiterhin gegeben werden“. Die französischen Daten zeigt nun ein erhöhtes Risiko unter Efavirenz und auch Zidovudin, Didanosin und Lamivudin. Abgesehen von den Schwächen der französischen Arbeit, die deren Ergebnisse in Frage stellen, ist es in der Schwangerschaft immer besser möglichst alle Risiken auszuschalten, d.h. Efavirenz in den ersten sechs Wochen der Schwangerschaft und ggf. auch Zidovudin, Didanosin und Lamivudin im ersten Trimester durch ein anderes wirksames Medikament zu ersetzen.