TEMPRANO: START-Study „light“?

Seattle, 23. 2. 2015

Der optimale Zeitpunkt für den Beginn einer antiretroviralen Therapie wird immer wieder gern diskutiert. Klarheit wird hoffentlich die START-Studie bringen, die inzwischen zwar immerhin voll rekrutiert ist (4688 Patienten), aber noch bis Ende 2015 läuft und danach wohl noch einige Zeit für die Auswertung benötigen wird.

Severe HIV morbidity

Severe HIV morbidity (n=2056)

Auf der CROI wurden nun die Ergebnisse der TEMPRANO-Studie veröffentlich, die zwar in eine ähnliche Richtung zielt wie START im Design aber deutliche Unterschied aufweist.

Aufgeteilt auf vier Studienarme sollten zwei Strategien untersucht werden:

  • Früher oder später Start der ART
  • 6 Monate präventive Behandlung mit Isoniazid (oder nicht) um eine Tb zu verhindern. (Die Studie fand an der Elfenbeinküste statt, wo die Tb eine der wichtigsten opportunistischen Infektionen darstellt).

Die erste Strategie wurde schon dadurch kompliziert, dass „früh“ je nach gerade gültiger WHO-Empfehlung etwas anderes bedeutete:

  • bis 2006 war ein früher Therapiebeginn bei mehr als 200 Helferzellen/µl
  • 2006 bis 2009 waren es mehr als 350/µl
  • 2009 bis 2013 waren es mehr als 500/µl.

Die primären Endpunkte waren Gesamtmortalität, Aids-definierende Ereignisse, schwere bakterielle Infekte und non-Aids Cancer. Sekundärer Endpunkt waren sämtliche Grade 3-4 klinischen Ereignisse. Die verwendete ART bestand in allen Armen aus Truvada® plus entweder Sustiva®, Kaletra® oder Retrovir®. Die finale Analyse umfasste 2056 Patienten, also etwas über 500 pro Arm. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug knapp 30 Monate.

Die Ergebnisse lassen sich schnell zusammenfassen: Es gab einen deutlichen (und statistisch signifikanten) Vorteil sowohl für die frühe ART als auch für die prophylaktische INH-Gabe (siehe Grafik).

Sieht man sich die Liste der Endpunkte an (siehe Tabelle), stellt man fest, dass sie vor allem durch Tb und andere bakterielle Infekte dominiert werden. Diese Studie ist also sicher von großer Bedeutung für die Region der Elfenbeinküste, kann aber so nicht auf die Gegebenheiten in der westlichen Welt übertragen werden. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Patienten in einer Zeit rekrutiert wurde, als eine „Frühtherapie“ noch bei über 200 CD4-Zellen/µl begann. Die differenzierte Auswertung nach den verschiedenen „Frühstart“-Kriterien wird noch einige Zeit dauern, außerdem werden die Ergebnisse wegen der dann doch geringen Patientenzahlen statistisch nicht mehr sehr zuverlässig sein.

Mit anderen Worten: Auch diese Studie liefert zwar wieder Argumente für einen frühen Therapiebeginn, macht aber START nicht überflüssig. Ganz im Gegenteil: Nur START kann durch seine große Patientenzahl, das klare Design und die Vielfalt der Substudien eine (hoffentlich) eindeutige Antwort auf die Frage nach dem optimalen Therapiezeitpunkt liefern.

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