Raltegravir bei naiven Patienten

Der Integrasehemmer Raltegravir scheint bei therapienaiven Patienten gleich wirksam zu sein wie Efavirenz. Die Viruslast fällt unter Raltegravir jedoch deutlich schneller ab. Wie es dazu kommt und welche Bedeutung dieser Befund hat, ist noch unklar.

In einer Dosisfindungsstudie wurden 160 therapienaive Patienten mit Raltegravir (100, 200, 400 und 600 mg BID) sowie 38 Patienten mit Efavirenz (600 mg QD) jeweils in Kombination mit TDF/FTC behandelt. 150 dieser Patienten hatten zuvor 10 Tage lang eine Raltegravir-Monotherapie erhalten und wurden dann in der gleichen Dosierung weiterbehandelt. Die Viruslast bei Beginn lag bei rund 60.000 Kopien/ml, die CD4-Zahl 300/µl.

So gut wie Efavirenz

Nach 48 Wochen war die Viruslast um rund 2 log gefallen und in beiden Gruppen hatten rund 80% der Patienten eine Viruslast <50 Kopien/ml. Die Helferzellen stiegen um 150/µl. Bei jeweils 3% der Patienten kam es zum Therapieversagen, wobei unter Raltegravir ein Patient mit einer N155H primär versagte, ein anderer einen Relapse entwickelte. Bei einem Patienten trat unter Efavirenz G190E auf, die übrigen Mutationen waren im NNRTI-Bereich.

Resistenzentwicklung selten

Ein virologisches Versagen wurden unter Raltegravir sowie Efavirenz jeweils bei 3% der Teilnehmer beobachtet. Unter dem Integrasehemmer waren die für Raltegravir typischen Mutationen N155H in Kombination mit weiteren Mutationen (V151, D232D/N, G163R/G) sowie NRTI-Mutationen aufgetreten, unter Efavirenz die G190E plus ebenfalls NRTI-Mutationen.

Verträglichkeit gut

Die Verträglichkeit von Raltegravir war sehr gut. Laborveränderungen waren selten und es zeigte sich kein Einfluss auf die Blutfette.

Viruskinetik

Auffallend in der Untersuchung war der deutlich raschere Abfall der Viruslast unter Reltegravir im Vergleich zu Efavirenz. Bereits innerhalb von 14 Tagen war die Viruslast unter Raltegravir um 2 log gefallen und damit bei Beginn der zweiten Phase um 70% niedriger als unter Efavirenz.

"Dies bedeutet, dass die bisherige Theorie, dass in der zweiten Phase die infizierten langlebigen Zellen zerstört werden, nicht zutrifft", erklärte John Murray aus Syndey. Nach Worten des Australiers scheint in der zweiten Phase Raltegravir eher neue produktive Infektionen durch Viren aus den langlebigen Zellen oder einer Aktivierung der Replikation in produktiv infizierten Zellen, die nicht integriert sind, entgegen zu wirken. Eine Penetration der Sanktuarien als Erklärung für den Effekt schloss Murray dagegen aus.

Welche klinische Bedeutung der raschere Abfall der Viruslast unter Raltegravir hat, ist noch unklar. Es wird jedoch spekuliert, dass man dadurch möglicherweise dem Ziel der Eradikation einen kleinen Schritt näher kommen könnte.


TUAB104 Markowitz M et al, 4th IAS Conference 2007, Sydney 22.-25. Juli 2007

TUAB103 Murray J et al, 4th IAS Conference 2007, Sydney 22.-25. Juli 2007


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