4/2015 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Schwerpunkt Sucht
Infektiologen haben einige Berührungspunkte mit der Suchtmedizin. Abgesehen davon, dass einige Infektiologen selbst Suchtärzte sind, sehen Infektiologen zunehmend auch Drogengebraucher sowie substituierte Patienten. Da sind die substituierten Opiatabhängigen, die nach einer Behandlung ihrer Hepatitis C fragen. Da sind die schwulen Männer, die in Zusammenhang mit Sex Crystal Meth konsumieren. Da sind die HIV-Patienten, die nach einem Herzinfarkt immer noch rauchen. Viele Gründe, um sich noch einmal mit dem Thema Sucht zu beschäftigen. Mein besonderer Dank an dieser Stelle gilt Prof. Markus Backmund, München, der an der Planung und Realisierung dieses Schwerpunkt-Heftes maßgeblich beteiligt war.
Seit dem letzten HIV&more-Schwerpunkt Sucht im März 2009 hat sich die Drogenszene gewandelt. Früher standen Heroin und Ecstasy im Mittelpunkt, heute sind es Kathinone, die z.B. als „Badesalz“ legal und preiswert zu haben sind sowie Amphetamine wie Crystal Meth. Welche Auswirkungen diese Drogen haben und wie man mit ihnen umgeht, ist das zentrale Thema dieses Heftes.
Zu den „alten“ Drogen wie Alkohol und Nikotin wurden in diesem Jahr neue Leitlinien veröffentlicht. Die Abstinenz steht bei beiden Abhängigkeiten immer noch an erster Stelle, beim Alkohol wurde jedoch erstmals die Reduktion der Trinkmenge als zweitbeste Option genannt. Beim Rauchen ist die E-Zigarette dagegen keine Alternative.
Ein besonderes Anliegen ist die Behandlung der Hepatitis C bei Suchtkranken. Schätzungen zufolge haben mehr als zwei Drittel der substituierten IV-Drogengebraucher eine chronische Hepatitis C. Diese Patienten können und sollten behandelt werden. Beigebrauch oder Alkoholkonsum sind kein Grund, nicht zu behandeln. Was zählt ist die Adhärenz, und die ist im Substitutionssetting in der Regel sehr gut.
Und
zuletzt am Ende dieses Jahres wünsche ich allen
Leserinnen und
Lesern ein schönes Weihnachtsfest und
ein gutes neues Jahr!
Dr. Ramona Pauli