Mikrobe des Jahres 2026
17. Dezember 2025

Die Mikrobe des Jahres 2026, Penicillium, ein Pinselschimmel, bildet charakteristische Zellketten mit Sporen am Ende. (Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme, ca. 5000fach vergrößert, nachträglich eingefärbt.
Quelle: Ulrich Kück und Birgit Hoff Copyright: Zur Verwendung im Zusammenhang mit der Pressemitteilung, CC BY4.0
Penicillium, ein Pinselschimmel, ist die Mikrobe des Jahres 2026. Dieser Pilz rettete in den letzten 80 Jahren Millionen Menschen das Leben - und tut es noch täglich. Zufälle ebneten diesen Weg: eine Verunreinigung im Labor, eine verschimmelte Melone sowie Forschende, die diese Beobachtungen hinterfragten. Dank vieler Optimierungen sind Penicillin und seine Verwandten noch heute die häufigsten Antibiotika. Die Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) ernennt mit Penicillium eine Mikrobe des Jahres, die außer in der Medizin auch für Käsegeschmack und andere Anwendungen von Bedeutung ist.
Geschichte
Der schottische Mediziner Alexander Fleming
beobachtete
1928, dass auf einer Agarplatte weniger Bakterien wuchsen: Dort
hatte sich als
Verunreinigung ein Schimmelpilz ausgebreitet. Er schloss daraus,
dass dieser
Pilz eine Substanz in den Agar ausscheidet, die das
Bakterienwachstum hemmt.
Ähnliche Beobachtungen hatten auch andere Wissenschaftler
beschrieben. Später
wurde der Pilz als Penicillium notatum identifiziert und die
ausgeschiedene
Substanz Penicillin genannt. Fleming vermutete, dass Penicillin
die Bakterien
zerstören würde - heute wissen wir, dass dieses Antibiotikum die
Zellwandsynthese der Bakterien stört - sie können nicht mehr
wachsen und sich
vermehren.
1941 isolierten und reinigten der Pathologe Howard Florey und der
Chemiker
Ernst Chain Penicillin als Substanz aus Penicillium notatum. Ärzte
im
Krankenhaus Oxford behandelten im selben Jahr erstmals einen
Patienten: Ein
Kratzer im Gesicht des Polizisten Albert Alexander hatte sich
infiziert. Das
neuartige Penicillin senkte umgehend das hohe Fieber, der Appetit
kam wieder,
die Wunden begannen zu heilen. Dennoch starb der Patient wenige
Tage später –
der Penicillin-Vorrat war zu schnell aufgebraucht.
Im selben Jahr isolierten Mitarbeitende der Northern Regional
Research
Laboratories in Illinois (USA) einen neuen Penicillium-Stamm aus
einer
angeschimmelten Cantaloupe-Melone. Er lieferte ausreichende
Penicillin-Mengen,
um infizierte Soldaten und Zivilisten zu behandeln. Noch heute
stammen alle
weltweit industriell genutzten Penicillin-Produzenten vom
Cantaloupe-Stamm ab
und liefern bei Anzucht in Fermentern hunderttausendfach mehr
Penicillin als
der Ausgangsstamm. Immer noch sind Penicillin und seine
synthetischen Derivate
die am häufigsten eingesetzten Antibiotika gegen bakterielle
Infektionen. Die jährliche
Weltproduktion liegt bei etwa 50.000 Tonnen. Für die Entdeckung
des Penicillins
und seine heilende Wirkung bei Infektionskrankheiten erhielten
Fleming, Florey
und Chain 1945 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.










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