DAGNÄ
Verhandlungen am laufenden Band

Im Jahr vor Start des Gesundheitsfonds bemüht sich die DAGNÄ vehement für die neue Weichenstellung ab 2009 gerüstet zu sein, um die HIV-Versorgung in Deutschland zu sichern. Hierzu laufen parallel verschiedenste Aktivitäten, regional und bundesweit.

AMBULANTE VERSORGUNGSQUALITÄT BEI HIV - QUALITÄTSBERICHT

Unter der Überschrift "Transparenz und Versorgungsqualität bei HIV" möchte die DAGNÄ mit diesem neuen Projekt die Versorgungsleistung des Systems der niedergelassenen HIV-Schwerpunktpraxen darstellen. Initiiert wurde diese Evaluation von der DAGNÄ Geschäftsstelle und auf Antrag einzelner Schwerpunktpraxen. Hierzu werden Daten aus dem Jahr 2007 herangezogen. Das Projekt wird auf harte Daten aus den Schwerpunktpraxen zurückgreifen und hieraus einen Qualitätsbericht generieren, der das Spektrum der behandelten Patienten repräsentativ darstellen kann. Gerade jetzt in der Konzeption einer neuen bundesweiten Versorgungsstruktur für HIV-Patienten im Rahmen von Schwerpunktpraxen benötigen wir dringend eine sehr solide Datenbasis.

Für dieses Projekt kooperiert die DAGNÄ mit dem WINHO, dem wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen GmbH. Das WINHO hat im Auftrag des Bundesverbandes der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland, BNHO, einen Qualitätsbericht der onkologischen Schwerpunktpraxen veröffentlicht.

Die Mitglieder der DAGNÄ sind gebeten für diese Evaluation die entsprechenden Daten aus den Bezugsquartalen in 2007 zu übermitteln. Dies geschieht anonymisiert. Die Daten werden vollständig von jeglichen Personendaten getrennt und aggregiert dargestellt. Das Projekt ist in den Sommermonaten 2008 gestartet und soll zum Herbst mit ersten Daten bereits zur Verfügung stehen.

Wir bitten nochmals alle, die hier noch keine Daten eingespeist haben, sich an diesem wichtigen und für die zukünftige Versorgungsstruktur unabdingbaren Projekt zu beteiligen.

FACHÄRZTLICHE HIV-BETREUUNG - BETREUUNGSMODULE

HIV-behandelnde Schwerpunktpraxen, die sich für die fachärztliche Versorgung entschieden haben, können nicht auf die Sonderabrechnungsmöglichkeiten zurückgreifen. Allerdings laufen auch in diesem Bereich seit mehr als einem Jahr intensive Bemühungen dies auszugleichen.

Zusammen mit der DAGNÄ arbeitet der Bund Deutscher Internisten, BDI, in Zusammenarbeit mit der KBV an einer Implementierung sogenannter Betreuungsmodule für die fachärztliche Versorgung. Auch hier hat die entsprechende Kerngruppe der DAGNÄ diese Module weitestgehend entwickelt und ist zur Zeit in Diskussion mit dem BDI und der KBV.

REGIONALE HIV-VERTRÄGE

Wie bekannt, sind in den meisten KVen Deutschlands regionale HIV-Verträge oder AIDS-Vereinbarungen geschlossen worden, die den besonderen Aufwand der HIV-Versorgung berücksichtigen. Hier hat es nun in letzter Zeit heftige Bewegungen gegeben.

Berlin hat - und das rückwirkend - Kürzungen ihrer HIV-Ziffern erfahren müssen. Zuerst mit den Primär-, dann auch mit den Ersatzkassen. Trotz beispielloser Initiative und Aktion der Berliner Schwerpunktpraxen im Verbund mit weiteren Institutionen konnte dieser Trend nicht gestoppt werden.

Es gibt aber auch gegenläufige Entwicklungen, so z.B. in der neu fusionierten KV Baden-Württemberg. Nach dem zu Beginn des Jahres 2008 aufgrund der Fusionierung der Einzel-KVen alle HIV-Vereinbarungen außer Kraft gesetzt worden sind, gibt es doch jetzt einen beträchtlichen Erfolg zu vermelden.

Rückwirkend zum 01.04.08 ist mit der AOK Baden-Württemberg eine Vereinbarung zur Behandlung HIV- und AIDS-Patienten getroffen worden. Der Vorstand der BWAGNÄ in Kooperation mit den AIDS-Hilfen und weiteren Schwerpunktpraxen konnte mit Unterstützung der DAGNÄ nach einem langen Marathon in den ersten Monaten des Jahres eine neue Vereinbarung verhandeln.

Neben vielfältigem Schriftverkehr und Kontakten und Gesprächen fand Anfang April ein Treffen des Vorstandes unter Begleitung von Armin Goetzenich bei der KVBWÜ statt. Mit der Vertragsabteilung konnte dann ein erster Entwurf zu einer neuen Vereinbarung geschaffen werden. Die KV war hier ein hilfreicher und zuverlässiger Partner, der ganz maßgeblichen Anteil an der Neuverhandlung hatte.

Zur Zeit laufen die Verhandlungen mit den anderen Kassen. Auch hier sind wir zuversichtlich, dass die qualitativ hochstehende HIV-Patientenversorgung nicht an der Kassengrenze halt machen wird.

AUSNAHMEREGELUNG ZUM EBM 2008 BEZÜGLICH DER HAUSÄRZTLICHEN HIV-SCHWERPUNKTPRAXIS

Der EBM 2008 ist gut geeignet für Praxen mit hohem Patientenaufkommen und eher leichten Erkrankungen. Für Praxen mit schwerkrankem, geringem Patientenklientel passt der EBM weder im fach- noch im hausärztlichen Bereich. Hierfür ist er auch von seiner Logik her nicht konzipiert.

Auch die DAGNÄ hat neben anderen diesen Missstand bei der KBV bereits im vergangenen Jahr auf vielen Ebenen angesprochen. Anfang des Jahres hat der Arbeitsausschuss des Bewertungsausschusses reagiert und entsprechende Ausnahmenregelungen für die hausärztlichen Schwerpunktpraxen ermöglicht.

Wir haben hierüber ausführlich berichtet und nach Rücksprache mit regionalen KVen hat Herr Goetzenich eine Art Beantragungs-Checkliste erstellt. Bundesweit konnten somit, zumindest für die hausärztlichen Schwerpunktpraxen, einige Ziffern doch noch zusätzlich zur EBM 2008 Vorgabe abgerechnet werden.

Allerdings liegt die Bewilligung dieser Abrechnung in den Händen der lokalen KVen. Der Bewertungsausschuss hat hier lediglich eine Empfehlung ausgesprochen für die KVen vor Ort.

Die Rückmeldungen der Schwerpunktpraxen an die DAGNÄ haben ergeben, dass fast überall Lösungen in den verschiedenen Regionen gefunden wurden.

Eine Ausnahme stellt zur Zeit noch Bayern dar. Hier konnte noch keine flächendeckende Akzeptanz für die Abrechnung der zusätzlichen Ziffern erreicht werden. Wir sind hier aber in intensiven Gesprächen zusammen mit unseren Schwerpunktpraxen in Bayern und hoffen, auch hier bald Positives vermelden zu können.

ÖFFNUNG DER KRANKENHÄUSER FÜR HIV - § 116b

HIV-Versorgung sollte aus meiner Sicht unique sein. Der Patient sollte die gleiche qualitätsgesicherte und spezialisierte Versorgung im Norden wie auch im Süden, im Westen wie auch im Osten genießen. Es sollten Standards definiert werden, die für alle gelten, egal, ob sie als HIV-Schwerpunkt im ambulanten, niedergelassenen Bereich oder im Rahmen der Krankenhausbehandlung stattfindet.

So setzt sich die DAGNÄ auch dafür ein, dass die von ihr diskutierten, vorgeschlagenen, konzipierten und auch realisierten Verträge auch für die Kollegen in den Ambulanzen gelten.

Nun hat der Gemeinsame Bundesausschuss den Auftrag gehabt, die vom Gesetzgeber festgesetzten hoch-spezialisierten Leistungen und das hierzu gehörige Leistungsspektrum, gerade in Bezug auf die HIV-Behandlung, zu konkretisieren. Nach monatelangen Bratungen, auch unter der Expertise der DAGNÄ, hat der G-BA am 19.06.08 die Voraussetzung für die Behandlung von HIV-Patienten an Klinikambulanzen geschaffen.

Armin Goetzenich · Stellv. Geschäftsführer der DAGNÄ Hauptstadtkongress 2008 Jens Spahn · CDU/CSU MdB, Deutscher Bundestag · Mitglied Ausschuss für Gesundheit · Hauptstadtkongress 2008

Dies hat zum Teil zu etwas irritierenden Berichterstattungen in der HIV-Presse geführt. Richtig ist, dass der G-BA die Diagnostik und Versorgung von Patienten konkretisiert und festgelegt hat. Es ist zu konstatieren, dass die Qualitätsanforderungen weicher formuliert sind als im niedergelassenen Bereich, insgesamt betrachtet scheint man trotzdem auf dem richtigen Weg zu sein.

Wir möchten noch einmal betonen, dass, auch wenn es sich regional manchmal etwas anders darstellt, wir von Seiten der DAGNÄ ganz intensiv an einheitlichen Konzepten für alle Betreuer arbeiten und auch nur so eine Chance sehen, unsere Konzepte umsetzen zu können.

QUALITÄTSGESICHERTE BEHANDLUNG VON HIV-PATIENTEN

Wie mehrfach berichtet, versucht die DAGNÄ seit Jahren eine für die gesamte Bundesrepublik gültige HIV-Vereinbarung zu realisieren. Meilenstein auf diesem Weg war der Entwurf der Vertragswerkstatt der KBV zu einer qualitätsgesicherten Behandlung und Betreuung von HIV-/AIDS-Patienten.

Aufgrund der vielfältigen und jahrelangen Bemühungen der DAGNÄ als auch der vielen Aktivitäten der Kerngruppen und Schwerpunktpraxen ist es nun gelungen, dass sich auch die Kassen für dieses Thema sensibilisieren. Vor allem auch durch die Unterstützung von Herrn Jens Spahn, MdB, gibt es nun ernsthafte Konzepte zu einer bundesweit einheitlichen EBM-Regelung.

Trotz der völligen Umwerfungen im System mit z.B. der Bildung eines neuen Spitzenverbandes Bund sowie der immensen Aufgaben, die die Player für den Gesundheitsfond bis zum 01.01.09 zu schultern haben, geben wir dieser Initiative sehr realistische Chancen.

Die DAGNÄ hatte im Rahmen ihres Workshops auf dem Hauptstadtkongress Gelegenheit, diese Themen nach vorne zu bringen. Dort wurde nochmals betont, wie wichtig die politische Begleitung dieser Vorhaben ist. Hierzu siehe auch den Text von Herrn Dr. Heribert Knechten in dieser Ausgabe.

AUSBLICK

Die DAGNÄ hofft, für die Neukonzeption des Gesundheitssystems somit genügend Eisen im Feuer zu haben, um für die Herausforderungen gerüstet zu sein. Die unten stehende Folie skizziert die zu erwartende Differenzierung des Systems in den kommenden Jahren. Zu den hier nicht geschilderten Möglichkeiten einer HIV-Managementgesellschaft verweisen wir auf die nächste Ausgabe.

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