HIV-Therapie

01. Februar 2020

Messbare Viruslast trotz guter Adhärenz und ohne Resistenz. Warum?

Es ist der Alptraum jedes Menschen mit HIV (und auch der behandelnden Ärzt*innen): Die ART wird sklavisch genau geschluckt, aber die Viruslast bleibt nachweisbar. Meist nicht besonders hoch, aber eben doch deutlich über der Nachweisgrenze. Bemüht man dann einen Resistenztest, findet man oft keine signifikanten Resistenzen. Was ist da los?

Dem ging nun eine Arbeitsgruppe nach und kam zu einem relativ banalen Ergebnis: Bei manchen Menschen mit HIV (wohl vor allem bei solchen, die vor Therapie eine hohe Viruslast und bereits niedrige Helferzellzahlen hatten), gibt es im Blut einzelne, große T-Zellklone, die kontinuierlich Virus produzieren. Normalerweise würde man vermuten, dass solche virusproduzierenden Zellen schnell absterben oder durch das Immunsystem eliminiert werden. Aber entweder gibt es einen Mechanismus, durch den diese Zellen überleben oder sie werden ständig durch „homöostatische Proliferation“ (d.h. durch Teilung) nachproduziert.

Unklar ist ferner, warum HIV in diesen Zellen nicht latent ist ( „schlummert“). Das könnte damit zusammenhängen, dass die „Integrationsites“, also der Ort, an dem HIV sein genetisches Material in das Erbmaterial der Zelle integriert hat, in Genen liegen, die von der Zelle ständig abgelesen werden. Wenn HIV in solche hochaktiven Gene integriert, wird eben auch das Erbmaterial von HIV ständig abgelesen und damit neue Viren gebildet.

Daran kann auch eine penibel eingenommene ART nichts ändern, weil die meisten Medikamentenklassen das Virus vor der Integration angreifen. Einzig die Proteasehemmer wirken nach der Integration. Doch Proteasehemmer verhindern nur die Reifung der Virionen, gebildet werden sie trotzdem und virale RNA enthalten sie auch. Und genau diese virale RNA wird ja letztendlich bei der PCR bestimmt. Interessanterweise waren die gebildeten Viren bei den acht untersuchten Probanden vermehrungsfähig – hätten also neue Infektionszyklen beginnen können (was aber natürlich durch die eingenommene ART unterbunden wird).

Repliclones

Die Autoren bemerken aber, dass solche großen, virenproduzierende Klone (sie nannten sie „Repliclones“) ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Heilung einer HIV-Infektion sind, da sie nach Absetzen einer ART sehr schnell zum Wiederaufflammen der Infektion führen.


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