Erhöht Impfung mit Adenovirus-Vektor das Risiko für HIV-Infektion?

11. Februar 2021

In den Studien für eine Impfung gegen HIV wurde ein Adenovirus-Vektor verwendet. Die Studie wurde abgebrochen, weil sich mehr Geimpfte mit HIV angesteckt hatten. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass der Adenovirus-Vektor T-Zellen aktiviert, die Zielzellen für HIV sind. In einigen Impfstoffen gegen SARS CoV-2 wird ein Adenovirus-Vektor eingesetzt. Wie schätzen Sie das Risiko ein, dass diese Art der Corona-Impfung das Risiko einer HIV-Infektion erhöht?

PD Dr. Christoph Spinner, München:

Susan Buchbinder, et al. äußerten im Oktober 2020 im Lancet (DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)32156-5) Bedenken gegen einen Adenovirus 5-Vektor (Ad5-V) basierten Impfstoff für eine Phase I Studie für Covid-19 Schutzimpfungen. Sie berichten von früheren Phase IIb-Studien eines Ad5-Vektor basierten HIV-Impfstoffs, in denen sich bei Geimpften in den ersten 18 Monaten nach Impfung ein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion zeigte. Hierbei war das Risiko insbesondere bei Adenovirus-5-seropositiven Männern erhöht und konnte bei Frauen nicht beobachtet werden. Die eingesetzten Ad5-Vektoren für die HIV-Impfung beinhalteten hierbei ein Konstrukt ohne HIV-1 envelope (env). Eine weitere Studie mit HIV-1 env zeigte hingegen kein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion.

Als Hypothese wurde in Folgestudien diskutiert, dass die Ad5-basierte HIV-Impfung aufgrund einer vorbestehenden Ad5-Immunität möglicherweise zu einer reduzierten Immunaktivierung führen könnte und Ad5-spezifische T-Zellen gar ein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion aufweisen könnten. Der Geschlechterunterschied bleibt hierdurch jedoch unerklärt.

Kein Hinweis auf erhöhtes HIV-Risiko

Für den derzeit einzigen Ad5-basierten Impfstoff Sputnik V liegen bisher keine Daten bzgl. HIV-Infektion nach Impfung vor. Für den Janssen-Impfstoff, der auf einem Ad26 (NICHT Ad5)-Vektor basiert und neben Covid-19 auch in Ebola, RSV und HIV-Impfungen untersucht wird, liegen aus bisherigen Sicherheitsuntersuchungen keine Hinweise auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion nach Impfung vor (https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2020.09.018). Hierbei wurde der Impfstoff bis Anfang September 2020 bei >114.000 Menschen, inzwischen bei mehr als 200.000 Menschen eingesetzt.


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