HIV-Heilung

11. April 2021

Fehlinformationen über neuen Impfansatz

In den sozialen Medien kursieren momentan verschiedene Berichte über einen angeblich sensationellen Durchbruch in der Impfstoffforschung. Hier ein Versuch, die Dinge klar zu stellen:

Auf der R4P-Konferenz wurde eine Studie des Scripps-Instituts und IAVI vorgestellt, bei der es darum ging, B-Zellen zu induzieren, die als Ausgangspunkt für weitere B-Zellen dienen können, die schließlich einmal breit neutralisierende Antikörper (bnABs) herstellen könnten.

Dazu ein wenig Hintergrund: Nur bei wenigen Menschen mit HIV gelingt es dem Immunsystem, nach Jahren der Infektion (ohne Therapie!) Antikörper zu entwickeln, die das Virus nicht nur erkennen, sondern auch neutralisieren können (d.h. die Infektion weiterer Zellen verhindern können). Bei noch weniger Menschen entwickeln sich die B-Zellen weiter und produzieren schließlich „breit neutralisierende Antikörper“ – Antikörper, die nicht nur das HIV im eigenen Körper neutralisieren können, sondern auch sehr viele andere Varianten.

Man hat inzwischen herausgefunden, dass es vieler verschiedener Entwicklungsschritte der B-Zellen bedarf, bis diese schließlich in der Lage sind, bnABs zu bilden. Die Idee ist nun, diese Entwicklungsschritte künstlich zu erzwingen, indem man jeweils das für den nächsten Schritt nötige Antigen von außen zuführt. Damit das funktioniert, braucht man aber geeignete B-Zellen, die sich durch weitere Evolutionsschritte zu den endgültige gewünschten Zellen entwickeln können. Genau dies ist in dieser Studie versucht worden.

Dazu wurde den 48 gesunden Probanden ein spezielles Protein aus 60 Aminosäuren („eOD-GT8) gespritzt, zusammen mit einem Adjuvans („AS01B“). Darauf entwickelten 35 von 36 Probanden (97%) den gewünschten Typ von B-Zellen. Dies ist nun der Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen. Die dazu nötigen Antigene müssen aber erst noch entworfen werden. Man denkt darüber nach, diese Antigene in Zukunft nicht mehr direkt zu injizieren, sondern nur deren Bauplan – mit der mRNA-Technologie von Moderna.

Um es noch einmal klar zu machen

  • In dieser Studie wurde keine mRNA-Technologie verwendet (das ist erst in Zukunft geplant), sondern ein Protein mit Adjuvans.
  • 97% der Probanden produzierten die gewünschte Art von B-Zellen (die Produktion von Antikörpern wurde nicht gemessen!)
  • Es handelt sich nicht um einen Impfstoffkandidat. Erst müssen in weiteren Schritten mit den geeigneten Antigenen die richtigen B-Zellen herangezüchtet werden.

Noch ist unklar, ob mit diesem Ansatz tatsächlich einst B-Zellen induziert werden können, die bnABs bilden, aber diese Studie ist ein erster, wichtiger Schritt dorthin.


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