XVII INTERNATIONAL AIDS CONFERENCE, MEXICO CITY 3.-8. AUGUST 2008
Therapie und Prävention müssen heiraten

Die 17. WeltAids-Konferenz in Mexico City hat klar gezeigt, dass die HIV-Pandemie mit Medikamenten allein nicht zu stoppen ist. Die Bemühungen um den weltweiten Zugang zur Therapie müssen mit Präventionsmaßnahmen kombiniert werden. Zudem muss die Prävention besser auf die Risikogruppen zugeschnitten werden, insbesondere auf Männer, die Sex mit Männern haben. Diese Gruppe ist nämlich auch in den Ländern der dritten Welt überproportional häufig betroffen.

Zum ersten Mal fand die WeltAids-Konferenz in Lateinamerika statt. In dieser Region, in der die Homophobie weit verbreitet ist, sollte sie Signale aussenden gegen Stigma und Diskriminierung. Bereits im Vorfeld der Konferenz fand ein großes Symposium zu MSM und ein Marsch gegen die Diskriminierung von Homosexuellen statt.

GEZIELTE UND KOMBINIERTE PRÄVENTION

Auf der Konferenz wurde wie gewohnt unter dem Motto "Universal Action Now!" der weltweite Zugang zu Prävention, Versorgung und Therapie aller HIV-Infizierten gefordert. Es waren aber auch neue Töne zu hören. So wurde Nachhaltigkeit angemahnt, im Sinne des deutschen Rentensystems, schließlich müssen Millionen von Menschen lebenslang behandelt werden. Es wurde klar ausgesprochen, dass trotz der guten Erfolge der Behandlung von mittlerweile drei Millionen Menschen in der dritten Welt ein Sieg im Kampf gegen HIV/AIDS nur durch Ausweitung der Therapie nicht möglich ist. Prävention ist unabdingbar, doch derzeit ist man hier weniger erfolgreich. Peter Piot, UNAIDS, forderte eine bessere Erforschung der Risikogruppen und der Möglichkeiten, diese Gruppen mit angepassten Strategien zu erreichen. Erstmal wurden auch lautstark gesellschaftliche und strukturelle Veränderungen gefordert, allen voran Maßnahmen gegen die Kriminalisierung und Diskriminierung von Homosexuellen, Sexarbeitern und Drogengebrauchern.

THERAPIE ALS PRÄVENTION

Zum Portfolio der biomedizinischen Prävention gehört neuerdings auch die antiretrovirale Therapie. Sie kann einem mathematischen Rechenmodell von Julio Montaner, Vancouver, zufolge die Zahl der HIV-Neuinfektionen drastisch senken. Im kanadischen British-Columbia, wo Montaner das Center for Excellence in HIV/AIDS leitet, wurde die Therapie bereits von der Landesregierung offiziell in den Status einer Präventionsmaßnahme erhoben.

SCHWEIZER EKAF-STATEMENT

Das Statement der Schweizer EKAF zur Infektiosität unter Therapie war kein offizielles Thema auf dem WeltAids-Kongress, das betonte der neue IAS-Präsident Montaner in einer Pressekonferenz sehr energisch. Dennoch kam das Papier immer wieder zur Sprache. Vor Kongressbeginn gab es sogar ein kleines Symposium der Schweizer. Dabei bedauerte Pietro Vernazza, St. Gallen, den missverständlichen Titel des Statements. Eine aktuelle Schweizer Metaanalyse konnte das postulierte Übertragungsrisiko von 1:100.000 weder bestätigen noch widerlegen (THAC0505, Attia S et al.).

HEILUNG WIEDER OBEN AUF DER AGENDA

Neuerdings wird auch wieder über Heilung gesprochen, allerdings ermahnte Anthony Fauci vom amerikanischen NIH vorsichtig mit dem Thema umzugehen und ging gleich mit gutem Beispiel voran. Er erklärte zunächst den Unterschied zwischen "funktioneller Heilung", d.h. kompletter Suppression der Virusreplikation, und "kompletter Heilung", d.h. Eradikation, und betonte, dass zeitliche Prognosen derzeit nicht möglich sind.

WEG ZUR ERADIKATION

Wie man HIV möglicherweise eradizieren kann, erklärte Roberto Siliciano, Baltimore.

Zunächst müssen alle latenten Reservoire von HIV identifiziert, dann die HIV-infizierten langlebigen Klone gezielt aktiviert und eradiziert werden. Siliciano strahlte bei seinem Vortrag viel Hoffnung aus, denn "wir haben neue Labormethoden zur Untersuchung von langlebigen Zellen und suchen schon nach Substanzen zur Aktivierung".

Eine Eradikation mit konventioneller HAART ist Siliciano zufolge nicht möglich. Dafür gibt es laut Siliciano mehrere Hinweise, abgesehen von Scheitern entsprechender klinischer Versuche. So konnte man selbst unter einer intensivierten HAART in hochsensiblen Tests immer wieder HIV im Blut nachweisen. Die nachgewiesenen Viren zeigten keine Sequenzveränderungen, was darauf deutet, dass sie aus Klonen in latenten Reservoirs stammen.      RPV


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