„Sexarbeit in Zeiten der Bewegung“ –
Der Sexarbeitskongress 2014 in Berlin

Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.So etwas hatte der getäfelte Chemie-Hörsaal der altehrwürdigen Humboldt-Universität zu Berlin noch nicht gesehen: Unter einem riesigen Periodensystem der Elemente trafen sich Ende September knapp dreihundert Sexarbeiter_innen, Sozialarbeiter_innen, Wissenschaftler_innen und die interessierte Öffentlichkeit, um über „Sexarbeit in Zeiten der Bewegung“ zu sprechen und sich zu informieren.

Protest gegen Registrierungspflicht
Protest gegen Registrierungspflicht

Podium Sexarbeitskongress 2014
Podium Sexarbeitskongress 2014

Der erste Nachmittag stand ganz im Zeichen hochkarätiger Fachvorträge, moderiert von der Autorin und ehemaligen Sexarbeiterin Pieke Biermann. Nach einem Grußwort von Henny Engels für den Deutschen Frauenrat brillierte Liad Kantorowicz, Sexarbeiterin und Aktivistin aus Israel, mit einem Plädoyer wider die tatsächlichen Missstände rund um das Thema Sexarbeit, die sich nicht nur von den öffentlich diskutierten angeblichen Problemen unterscheiden, sondern die durch die Maßnahmen der „Rettungsindustrie“ oft sogar noch verschlimmert werden. Die Medienpädagogin Dr. Sabine Schiffer zeigte anhand zahlreicher Beispiele auf, wie die Opferdarstellung von Sexarbeiter_innen in den Medien zustande kommt, die Politikwissenschaftlerin Prof. Rebecca Pates referierte über Sinn und Unsinn einer gewerberechtlichen Überwachung als Mittel der Prostitutionspolitik, und Claudia Zimmermann-Schwartz stellte die Ergebnisse des hochgelobten Runden Tisches Prostitution in Nordrhein-Westfalen vor. Die Manuskripte zu diesen Vorträgen sind inzwischen unter www.sexarbeits-kongress.de abrufbar. Zum Abschluss der Nachmittagssession stimmte der Auftritt einer Reihe von rot maskierten Menschen nachdenklich, die die Folgen der geplanten polizeilichen Registrierungspflicht von Sexarbeitenden anhand persönlicher Geschichten aufzeigten: Von der Mutter zweier Kinder, die um ihr Sorgerecht fürchtet, der Studentin mit Nebenjob, die nach einem Zwangsouting eine akademische Laufbahn vergessen könnte, oder der Mieterin einer Modellwohnung, die sich schon mitten im Orwell-Roman angekommen fühlt.

Am Abend erhitze eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen der Bundestagsparteien, Fachberatungsstellen und BesD die Gemüter, bei der sich auch das Publikum rege beteiligte.

Der zweite Kongresstag war der Fachöffentlichkeit vorbehalten, die in gut vorbereiteten Workshops an verschiedenen Themen arbeiteten: Professionalisierung/Fortbildung, präventive Gesundheitsarbeit, Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Sexarbeit in der EU, Möglichkeiten sozialer Absicherung, Polizei- und Steuerrecht, Forschung, männliche Sexarbeit. Die Ergebnisse dieser Workshops werden in Kürze ebenfalls veröffentlicht werden.

Nach einer rauschenden Kongress-Party fanden sich die Teilnehmer_innen am Freitag nach und nach wieder zusammen, um in drei geschlossenen Gruppen (Sozialarbeit/Beratungsstellen, Sexarbeiter_innen und Forscher_innen) bis zum frühen Abend weiter zu tagen.

Diese erste große gemeinsame Veranstaltung von Wissenschaft und Praxis war ein solch grandioser Erfolg, dass die Vorbereitungen für den nächsten Sexarbeitskongress bereits laufen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Hamburg!

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