Fatale Kalkulation mit dem Tod – Blutskandal „blutet“ nach

Blutskandal-Kampagne logoZu kurz gezahlt – zu lange am Leben: Was in den 1980er-Jahren als größter Medizinskandal Deutschlands begann, erlangt knapp 30 Jahre später noch immer und schon wieder traurige Aktualität. Die „Blutskandal-Kampagne“ macht deutschlandweit auf jene Missstände aufmerksam, welche die Opfer des Blutskandals mit dem Existenzaus konfrontiert und kämpft für eine humane Lösung.

„Entschuldigt, dass ich noch lebe!“ – ein gemeinsamer Gedanke vieler Überlebender des Blutskandals und gleichsam ein provokanter Slogan für eine Kampagne, die genau diese Selbsterniedrigung zu vertreiben versucht. Eine Initiative von Betroffenen für Betroffene, gegründet in dem Jahr, mit dem sich Pharmakonzerne aus der finanziellen Verantwortung gegenüber den Opfern ihrer mutwillig begangenen Verbrechen stehlen. Von einst knapp 6.000 durch HIV u./o. HCV schwer beeinträchtigten Menschenleben werden bis heute nur HIV-Infektionen entschädigt. In 2016 geht es um noch 553 Personen (Primär- und Sekundärinfizierte sowie deren Kinder), von denen man einem Großteil ohne Gewissen aber mit Wissen das tödliche HI-Virus injizierte. Menschen, die in Anbetracht eines erschöpften Stiftungsfonds dazu genötigt sind, sich zur Wehr zu setzen für die Sicherung ihrer Existenz, um die sich ansonsten weder Pharmakonzerne und Blutspendedienste noch die Politik wirklich hätten kümmern wollen.

Kämpfen für Selbstverständliches

Der Blut-skandal hat Gesichter

Während Betroffene durch die Therapien ihrer Infektionen sowie mit der Behandlung der oftmals zugrundeliegenden Hämophilie eine zuverlässige und lukrative Einnahmequelle für die Pharmaindustrie darstellen, werden sie von eben dieser zuverlässig im Stich gelassen. Was der Otto Normalverbraucher als selbstverständlich erachtet, müssen sie erkämpfen: lebenslange finanzielle Entschädigung, Einmalzahlungen um krankheitsbedingte Aufwendungen zu bestreiten, Rentenregelung mit entsprechender inflationärer Zahlungsanpassung. Nur schwer mag man sich vorstellen, dass in 21 Jahren (seit Inkrafttreten des HIV-Hilfegesetzes (HIVHG)) keinem dieser Punkte im Ansatz entsprochen, ja nicht einmal ein Gedanke daran verschwendet wurde. Ein Schwarzhumorist könnte hier ergänzen: „Selber schuld, ihr hättet ja nach Kalkulation der Verschuldenden 2004 schon alle tot sein sollen!“.

Deutschlandweites Auftreten

Die Kampagne mit Ursprung in Ulm, welcher ich den Namen „Blutskandal-Kampagne“ gab, hat es sich zur Aufgabe gemacht, deutschlandweite und politische Aufmerksamkeit auf die existentielle Notlage der Betroffenen zu lenken mit starken Partnern wie der DAH (Deutsche Aidshilfe), der IGH (Interessengemeinschaft Hämophiler) sowie der DHG (Dt. Hämophiliegesellschaft). Das Ziel: eine umfassende Änderung im HIVHG erwirken. Vor den Bundestagswahlen 2017 soll dazu dem Bundestagspräsidenten eine, von möglichst 50.000 Bürgern unterzeichnete Petition übergegeben werden. In mehreren großen Städten finden Informationsstände und Auftritte unter dem Slogan „Entschuldigt, dass ich noch lebe!“ statt, um Unterschriften und Spenden zu sammeln. Rundum wurden und werden lokale wie überregionale Medien, politische Personen und weitere Multiplikatoren animiert, die Kampagne durch Solidarisierung und Aktionismus zu unterstützen.

„Der Blutskandal hat noch 550 Gesichter“

Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit stellt das Herz der Kampagne dar – wird dem Thema HIV/AIDS doch immer noch mit Vorurteilen und Ignoranz begegnet, was dem Großteil der Opfer den Gang in die Öffentlichkeit erschwert. Die Kampagnen-Plattform www.michaeldiederich.de informiert umfassend über vergangene wie aktuelle Geschehnisse/ Termine und ermöglicht es, die Petition online zu unterzeichnen. Diese Initiative schafft zudem Mut und Hoffnung: Die ersten Betroffenen veröffentlichten hier ihre Lebens- und Leidensgeschichte. 553 Schicksale gestalten diesen Kampf, eine Kampagne gegen das Vergessen und für die Zukunft. Eine Kampagne, die eigentlich gar nicht erst erforderlich sein sollte, oder?



Spendenkonto:

AIDS-Hilfe Ulm/Neu-Ulm/Alb-Donau e.V.

Verwendungszweck: Bluter-Entschädigung

IBAN: DE45 6309 01 00 0001 4150 00

Es können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden.

Ausgabe 4 - 2016Back

DAIG LogoDGI LogoDSTIG LogoPEG Logo

Meldungen

  • Hepatitis B

    22. Juli 2025: HepB-CpG Impfung schützt bei HIV-Infektion länger als herkömmlicher Impfstoff weiter

  • Hepatitis B

    22. Juli 2025: TherVacB-Projekt startet klinische Studie zur Heilung weiter

  • HPV

    30. Juli 2025: Beta-HPV kann bei Immunschwäche zu Hautkrebs führen weiter

  • HIV-PrEP

    28. Juli 2025: EMA-Zulassung für Lenacapavir zur PrEP weiter

  • COVID-19

    28. Juli 2025: Zulassungsempfehlung für neue Impfstoffe Comirnaty® und Spikevax® weiter

  • Newletter online

    Jeden Monat akutelle Informationen rund ums Thema HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen.

    Für Ärzt_innen, Menschen mit HIV und alle Interessierten.

    Anmeldung hier

  • Antibiotika-Resistenz

    28. Juli 2025: Selbst im abgelegenen Antarktis-Ozean nachgewiesen weiter

  • Lenacapavir PrEP

    23. Juli 2025: Partnerschaft Gilead und Global Fund weiter

  • COVID-19

    23. Juli 2025: Consensus Statement zur Post-COVID Diagnostik bei Lungenveränderungen weiter

  • HTLV-1

    22. Juli 2025: Das Humane T-Zell Leukämie Virus Type 1 (HTLV-1) infiziert ähnlich wie HIV die Helferzellen. weiter

  • BK-Viren

    22. Juli 2025: Neue Strategien gegen Nierentransplantat-Verlust weiter

  • West-Nil-Virus

    21. Juli 2025: Todesfall in Italien weiter

  • Doxy-Pep/PrEP

    20. Juli 2025: Studie der Charité zu Kenntnissen, Einstellungen und Nutzungsverhalten weiter

  • Tetanus/Diphtherie

    15. Juli 2025: Booster-Impfung für Erwachsene unnötig? weiter

  • Chikungunya

    15. Juli 2025: RKI-Seite zur Chikungunya-Impfung weiter

  • Robert Koch-Institut

    15. Juli 2025: Projekte zur Zecken- und Mücken-Surveillance weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Website bietet aktuelle Informationen zu HIV/Aids sowie zur HIV/HCV-Koinfektion. Im Mittelpunkt stehen HIV-Test, Symptome und Auswirkungen der HIV-Infektion, Behandlung der HIV-Infektion, HIV-Medikamente mit Nebenwirkungen und Komplikationen, Aids, Hepatitis B und C. Ein Verzeichnis der Ärzte mit Schwerpunkt HIV ergänzt das Angebot.