HIV/AIDS in Salzburg

Die HIV-Neudiagnosen sind in Österreich wieder leicht angestiegen. 2016 wurden insgesamt 447 HIV-Infektionen festgestellt, das sind 19 Fälle mehr als das Jahr zuvor und 44 mehr als noch 2014. Salzburg liegt im Bundesländervergleich mit 33 Neudiagnosen im Mittelfeld. Die Neudiagnosen betreffen auch 2016 wieder mehr Männer als Frauen. Somit kann festgehalten werden, dass sich beim HIV-Risikoverhalten leider nicht viel verbessert hat. Die meisten Neudiagnosen gibt es bei schwulen und bisexuellen Männern.

„Die Zahlen zeigen zwar wieder, dass sich die Epidemie bei uns auf niedrigem Niveau befindet“, schreibt Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl in der letzten Ausgabe der Virusepidemiologischen Information, aber „die Hoffnung, dass sich bei uns mit der Zeit das Ausmaß der HIV Epidemie noch weiter verringern könnte, wurde wieder einmal nicht bestätigt, ähnlich wie in anderen westeuropäischen Ländern.“

Nach wie vor Diskriminierung

Feuern Sie Ihren Inproduktivsten Mitarbeiter: das vorurteil

HIV ist zwar stark im Bewusstsein der Menschen, dennoch lassen sich viele Menschen viel zu selten und unregelmäßig testen. Oft vergehen Jahre, bis ein Mensch von seiner HIV-Infektion erfährt. In diesen Jahren war der/die Betroffene jedoch sexuell nicht enthaltsam, sodass sich eventuell bereits andere Personen infiziert haben, die nun wiederum jahrelang das HI-Virus unwissentlich in sich tragen.

HIV wird somit in der Regel von Menschen übertragen, die nichts von ihrer Infektion wissen.

Der gesellschaftliche Umgang in Österreich mit der Immunschwächeerkrankung ist schlecht und oftmals diskriminierend: HIV-positive Menschen werden sogar in Krankenhäusern oder bei ÄrztInnen, die in der Regel besser als die Allgemeinbevölkerung aufgeklärt sein sollten, diskriminiert, an die letzte Stelle gereiht oder erst gar nicht behandelt. Auch am Arbeitsplatz ist die Angst Betroffener vor Mobbing oder vor dem Karriereknick groß – eine durchaus reale Angst, da HIV, obwohl es offiziell keinen Kündigungsgrund darstellt, dennoch häufig (unter vorgeschobenen Gründen) zur Kündigung führt. Auf diese Weise kann eine HIV-Infektion rasch zu sozialem Notstand führen, wenn betroffene Menschen aus der Arbeitswelt ausgegrenzt werden. Diskriminierungen aber sind für die HIV-Prävention und die Sekundärprävention (Compliance, Medikamententreue) mehr als kontraproduktiv. Daher ist die Aidshilfe Salzburg gefordert, gegen Diskriminierungen vorzugehen und Präventions- sowie Betreuungsarbeit auf allen Ebenen zu leisten.

Die Aidshilfe Salzburg

Die Aidshilfe Salzburg bietet HIV-positiven Menschen unbürokratische, kompetente und rasche Hilfe an. Die Diagnose beeinträchtigt die Handlungsfreiheit und das Wohlbefinden der Betroffenen immens. Daher steht die psychosoziale Betreuung der Betroffenen im Mittelpunkt des Interesses. Ebenso eingebunden werden PartnerInnen, Familienangehörige und FreundInnen. Durch die Verringerung der psychischen Belastung können Ziele wie die Verbesserung und Stabilisierung der Gesundheit, die Stärkung des Selbstwertgefühls, die Erarbeitung von Lebensperspektiven und dergleichen erreicht werden. Zudem ist es wichtig, der starken Bedrohung durch materielle und existentielle Nöte entgegen zu wirken und die Armut zu bekämpfen. Die gute, multidisziplinäre Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern und niedergelassenen ÄrztInnen trägt somit zum Gesamterfolg bei.

Kommt es bei von HIV-Betroffenen zu schweren psychosozialen Problemlagen, so ist die Compliance der Medikamenteneinnahme gefährdet. Unsere bio-psychosoziale Betreuung kann die schlimmsten Problemlagen abfedern und unterstützt die Betroffenen bei der regelmäßigen Einnahme der Medikamente.

Gut vernetzt

In den letzten Jahren sind die HIV- und Syphilis-Neudiagnosen unter MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) wieder angestiegen. Bedeutsam ist für die MSM-Prävention die Erkenntnis, dass MSM, die psychosozialem Stress ausgesetzt sind und Homonegativität stark verinnerlicht haben, häufiger sexuelle Risiken eingehen, als MSM, die über ein gutes Selbstwertgefühl verfügen und ihre Homo-/Bisexualität akzeptieren. Ein wirksames Empowerment kann aber nur dann stattfinden, wenn kollektive, strukturelle und systemische Risiken vermindert werden. Gesellschaftliche und strukturelle Dimensionen sind in der Prävention immer zu berücksichtigen. Aus diesem Grund vernetzt sich die Aidshilfe Salzburg mit Beratungseinrichtungen wie der Homosexuellen Initiative Salzburg (HOSI) oder dem Verein Courage und hält Workshops und Vorträge in Schulklassen, in Jugendeinrichtungen sowie an den Universitäten und in Instituten für Erwachsenenbildung.

Testabende etabliert

Seit 2011 bieten wir Gesundheits-Testabende in der MSM-Szene an. Diese Aktion ist eine Kooperation von der Aidshilfe Salzburg mit der Homosexuellen Initiative (HOSI) Salzburg. Die HOSI Salzburg stellt ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, um dort vor Ort kostenlose, anonyme Beratungen und Tests auf HIV, Hepatitis B/C und Syphilis durchzuführen. Auch bei den viermal im Jahr stattfindenden Festen in der ARGE Salzburg sind wir mit den Gesundheitstestabenden in separaten Räumlichkeiten, welche die Anonymität unseres Beratungs- und Testangebots garantieren, vertreten.

In Zukunft werden wir uns auch der Themen der Party- und Sexdrogen annehmen, da diese in der Schwulenszene eine bedeutende Rolle spielen und aufgrund ihrer enthemmenden Wirkung die HIV- und STI-Prävention erschweren.

Aufsuchende Arbeit vor Ort

Auch die Gruppe der Migranten/Migrantinnen darf nicht vernachlässigt werden und benötigt eine spezielle Strategie, um möglichst viele Menschen erreichen zu können. Präventionsarbeit, Testungen und Beratungen Vorort in der Lebenswelt der MigrantInnen sind daher ausgebaut worden. Der Weg in eine Beratungsstelle ist für viele MigrantInnen ein zu großer erster Schritt. Deshalb ist auch die aufsuchende Arbeit vor Ort, gerade im Bereich der Gesundheitsprävention, für diese Zielgruppe unverzichtbar. Unser Ziel war es, nachhaltige Netzwerke mit verschiedenen Institutionen aufzubauen, um uns und unser Angebot erst einmal vorstellen zu können. Danach verteilen wir Informationen über die medizinische Versorgung in Österreich und über Beratungs- und Testangebote, da viele nicht über kostenlose und leicht zugängliche Test- und Behandlungsmöglichkeiten Bescheid wissen. In Folge
informieren wir die MigrantInnen im Rahmen einen so genannten „Gesundheitstages“ über allgemeine Gesundheits-
fragen, STIs und HIV/AIDS. Wir führen dabei Workshops sowie Testungen und Testberatungen vor Ort durch.

Vielfalt ist gefordert

Bei unserer Präventionsarbeit handelt es sich somit um gesundheitsfördernde Maßnahmen, welche auf einer kollektiven Ebene angesiedelt sind und die gesellschaftliche Strukturen beeinflussen. Dabei arbeiten wir mit dem Diversity Ansatz. Dieser wendet sich gegen Diskriminierungen und fördert die Vielfalt, setzt also bei den Ressourcen und Stärken der Menschen an. Das Diversity-Konzept beschäftigt sich nicht nur mit den verschiedenen Dimensionen viel-fältiger Identitäten (kein Mensch ist nur Migrant/Migrantin, nur jung oder Muslim, nur schwul oder heterosexuell), sondern verknüpft auch individuelle Möglichkeiten des Handelns mit den Machtstrukturen der Gesellschaft.

Unsere Zielgruppen werden befähigt, durch Aufklärung, Prävention, Case Management, Beratung und Fachvorträge einen selbstbestimmten Umgang mit sexuellen Risiken und der sexuellen Gesundheit zu finden. Hierunter fällt auch die Stärkung des Selbstbewusstseins und der Identität der Zielgruppen (etwa in Form von Beratungsgesprächen für MSM), da diese Stärkung das Risiko einer Infektion mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten vermindert.

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