Naloxon verschreiben heißt Leben retten

NAL TRAIN

Ein Bundesmodellprojekt soll die Verbreitung des Notfallmedikaments fördern. Ärzt*innen spielen eine Schlüsselrolle.

2020 verzeichnete Deutschland die höchste Zahl drogenbedingter Todesfälle seit 20 Jahren. Erneut führte vor allem der Konsum von Opioiden/Opiaten zum Tod – allein oder in Verbindung mit anderen Stoffen in 572 Fällen (37%).

Viele dieser Todesfälle hätten durch den Einsatz eines einfachen Nasensprays verhindert werden können: Naloxon hebt die atemlähmende Wirkung von Opioiden wie Heroin, Fentanyl oder Morphin auf und wirkt auch beim Mischkonsum (zum Beispiel mit Alkohol oder Benzodiazepinen). Im Ernstfall ist das lebensrettende Präparat jedoch meist nicht greifbar.

Das soll nun ein Bundesmodellprojekt ändern: NALtrain. Fachlich getragen wird es vom Bundesverband Akzept, der Deutschen Aidshilfe und dem Institut für Suchtforschung Frankfurt, gefördert vom Bundesgesundheits-ministerium (BMG).

© DAH / Mathias Heuser
© DAH / Mathias Heuser

Ein einfaches Mittel

Als Nyxoid® ist Naloxon schon seit Jahren zugelassen und kann Konsument*innen und Substituierten auf Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung verschrieben werden. „Davon allein ist das Medikament aber noch nicht etabliert“, konstatiert Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen Aidshilfe und fachlicher Leiter des Projektes. Keine 1.000 Male wurde Naloxon 2019 in Deutschland an die Zielgruppe gebracht – bei rund 165.000 Personen die dafür in Frage kommen.

„Möglichst viele Menschen, die Kontakt mit Opioidkonsument*innen haben, sollten das Spray dabeihaben und im Notfall damit umgehen können“, betont Schäffer. Dafür kommen eben insbesondere die Konsument*innen selbst in Frage. Denn Naloxon kann auch von Laien einfach und sicher verabreicht werden. Es hat keinerlei Missbrauchspotenzial und bleibt bei Personen, die keine Opioide konsumiert haben, ohne Wirkung.

Ziel: 10.000 Rezepte

Das Bundesmodellprojekt entwickelt und implementiert nun qualitätsgesicherte Take-Home-Schulungen. Bis 2024 sollen 10.000 Konsument*innen und Substituierte das Nasenspray in der Tasche haben und im Notfall anwenden können. Für dieses Ziel fährt NALtrain mehrgleisig:

  • 800 Mitarbeiter*innen aus Einrichtungen der Drogen- und Aidshilfen werden in 40 Trainings geschult, um ihr Wissen in Kurzinterventionen an Drogenkonsument*innen und Substituierte weiterzugeben.
  • Über Kontakte zu Ärzt*innen wird gewährleistet, dass letztere umgehend ein Rezept erhalten.
  • In der Begleitevaluation werden Daten zur Anzahl der ausgebildeten Personen sowie der Rezepte dokumentiert. Ein Rückmeldesystem soll Anwendungen erfassen.

Gemeinsam Leben retten

Eine besonders wichtige Funktion haben dabei Ärzt*innen, weil nur sie das Medikament verschreiben können. NALtrain führt sie mit Drogenhilfeeinrichtungen zusammen, sodass ein Netzwerk entsteht.

„Erst durch die kassenärztliche Verschreibung kann Naloxon nachhaltig in Deutschland etabliert werden“, betont Prof. Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences, Gesamtleiter von NALtrain. „Nur mit Ihnen wird es gelingen bundesweit Patient*innen mit dem Medikament auszustatten. Die Chancen sind enorm – lassen Sie uns jetzt gemeinsam Leben retten.“

So können Ärzt*innen mithelfen

Sie möchten sich weiter informieren oder teilnehmen? Dann schicken Sie uns eine Mail an info@naltrain.org.
Wir nehmen umgehend Kontakt mit Ihnen auf.

Am 20.10. um 14:00 Uhr informieren wir in einem Webinar über das Projekt und das Medikament.

Wenn gewünscht, bringen wir Sie mit teilnehmenden Einrichtungen in Kontakt, um eine problemlose Verschreibung zu ermöglichen.

Sie sind bereits in der Substitutionsbehandlung tätig oder Drogenkonsument*innen zählen zu Ihren Patient*innen? Wir schulen Patient*innen auch in Ihrer Praxis!



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