European Aids Clinical Society (eacs)
EACS-LogoLeitlinien: Update 2021

Auf der Tagung der EACS wird stets das Update der europäischen Leitlinien vorgestellt. Die Empfehlungen werden dabei immer umfangreicher. In diesem Jahr sind auch zwei neue Kapitel hinzugekommen: COVID-19 und HIV bei Kindern.

Firstline-ART

Neu in die Gruppe der bevorzugten Firstline-Regime aufgenommen wurde das NNRTI Doravirin in Kombination mit zwei NRTI sowie die langwirksamen Spritzen Cabotegravir plus Rilpivirin. Nicht mehr empfohlen in diesem Zusammenhang sind Elvitegravir, geboostertes Atazanavir, geboostertes Darunavir plus Raltegravir sowie Abacavir-haltige Kombinationen mit Efavirenz, mit geboostertem Darunavir sowie mit Raltegravir. Bei den dualen Regimen entfällt Atazanavir plus 3TC.

Schwangerschaft

Den Einsatz von Dolutegravir sollte man mit Frauen, die schwanger werden wollen, diskutieren. Die Leitlinien verweisen auf die afrikanische TSEPAMO-Studie, in der das Risiko für Neuralrohrdefekte unter Dolutegravir gering und nicht statistisch signifikant erhöht war.

Therapienaive Frauen, die schwanger sind, sollten unverzüglich eine ART erhalten. TAF/FTC wird in den ersten 14 Wochen nicht empfohlen, da hier Daten fehlen. Empfohlen wird TDF/FTC in Kombination mit Dolutegravir (erste 6 SSW Wochen siehe oben), mit Raltegravir 400 mg BID oder mit Darunavir/Ritonavir 600/100 mg BID. ABC/3TC (mit den entsprechenden Einschränkungen) ist nur in Kombination mit Dolutegravir empfohlen. Nicht mehr empfohlen und auch keine Alternative sind die geboosterten Proteasehemmer Atazanavir und Lopinavir sowie AZT.

HIV/TB-Koinfektion

Bei HIV/TB-Koinfektion sollte die ART nach wie vor nicht gleichzeitig eingeleitet werden, doch neuerdings sobald als möglich d.h. „innerhalb von zwei Wochen nach Beginn der TB-Behandlung“. Ausnahme hier ist die tuberkulöse Meningitis. In jedem Fall ist auf ein IRIS zu achten. Bei Personen mit initial <100 CD4/µl kann eine Cortison-Prophylaxe (z.B. 40 mg/d und dann 20 mg/d über jeweils 14 Tage) sinnvoll sein.

PrEP

Bei der PrEP (PräExpositionsProphylaxe) wurde die PrEP On Demand (nur für Männer) ins Kapitel aufgenommen. Während Schwangerschaft oder Stillen kann die PrEP weitergeführt werden, solange ein HIV-Risiko besteht. Im Hinblick auf die Schwierigkeiten der Diagnose einer HIV-Infektion unter PrEP wird empfohlen, bei klinischen Zeiten einer akuten HIV-Infektion oder einem positiven Test unverzüglich auf ein antiretrovirales 3er-Regime umzustellen.

Gewicht und Adipositas

In diesem Kapitel werden tabellarisch viele Aspekte dieses Problems zusammengefasst. Im Hinblick auf die ART heißt es „die Einleitung der ART erhöht das Gewicht im Rahmen eines Wiederherstellens der Gesundheit” sowie „INSTI und TAF haben möglicherweise einen größeren Einfluss auf die Gewichtszunahme als andere ART”. Bei Handlungsbedarf rät die EACS, besser Änderungen des Lebensstils zu betonen als lediglich auf Gewichtsreduktion abzuzielen. Eine Umstellung der ART als Option wird nicht erwähnt.

Tab 1 Empfohlene Firstline Regime
Tab 1 Empfohlene Firstline Regime

Angststörungen

Diese Sektion ist neu. Grund dafür: Angsterkrankungen sind bei Menschen mit HIV häufig (6-10%) und
können Lebensqualität und Therapieerfolg vermindern. Ferner sind sie in dieser Population häufig mit Substanzmissbrauch assoziiert. Es finden sich Angaben zu Screening, Diagnostik, Management, Anxiolytika (nicht nur Benzodiazepine) und Interaktionen der ART mit diesen Medikamenten.

… und mehr

Bei der Überarbeitung der Leitlinien ergaben sich auch in vielen anderen Kapitel Änderungen. Diese alle aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Die Leitlinien sind im Internet derzeit auf Englisch verfügbar (https://www.eacsociety.org/guidelines/eacs-guidelines/). Die Übersetzung in weitere europäische Sprachen folgt. Und wer möchte, kann sich die Guidelines auch als Video-Lecture ansehen. Die entsprechenden Links dazu findet man auf der vorletzten Seite der Leitlinien-PDF.


Ausgabe 4 - 2021Back

DAIG LogoDGI LogoDSTIG LogoPEG Logo

Meldungen

  • Hepatitis E

    31. Juli 2025: Ribavirin-Dosierung bei Transplantierten weiter

  • HIV-Prävention

    31. Juli 2025: Einmalig Antikörper für Neugeborene? weiter

  • HPV

    30. Juli 2025: Beta-HPV kann bei Immunschwäche zu Hautkrebs führen weiter

  • HIV-PrEP

    28. Juli 2025: EMA-Zulassung für Lenacapavir zur PrEP weiter

  • COVID-19

    28. Juli 2025: Zulassungsempfehlung für neue Impfstoffe Comirnaty® und Spikevax® weiter

  • Newletter online

    Jeden Monat akutelle Informationen rund ums Thema HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen.

    Für Ärzt_innen, Menschen mit HIV und alle Interessierten.

    Anmeldung hier

  • Antibiotika-Resistenz

    28. Juli 2025: Selbst im abgelegenen Antarktis-Ozean nachgewiesen weiter

  • Lenacapavir PrEP

    23. Juli 2025: Partnerschaft Gilead und Global Fund weiter

  • COVID-19

    23. Juli 2025: Consensus Statement zur Post-COVID Diagnostik bei Lungenveränderungen weiter

  • HTLV-1

    22. Juli 2025: Das Humane T-Zell Leukämie Virus Type 1 (HTLV-1) infiziert ähnlich wie HIV die Helferzellen. weiter

  • BK-Viren

    22. Juli 2025: Neue Strategien gegen Nierentransplantat-Verlust weiter

  • Hepatitis B

    22. Juli 2025: HepB-CpG Impfung schützt bei HIV-Infektion länger als herkömmlicher Impfstoff weiter

  • Hepatitis B

    22. Juli 2025: TherVacB-Projekt startet klinische Studie zur Heilung weiter

  • West-Nil-Virus

    21. Juli 2025: Todesfall in Italien weiter

  • Doxy-Pep/PrEP

    20. Juli 2025: Studie der Charité zu Kenntnissen, Einstellungen und Nutzungsverhalten weiter

  • Tetanus/Diphtherie

    15. Juli 2025: Booster-Impfung für Erwachsene unnötig? weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Website bietet aktuelle Informationen zu HIV/Aids sowie zur HIV/HCV-Koinfektion. Im Mittelpunkt stehen HIV-Test, Symptome und Auswirkungen der HIV-Infektion, Behandlung der HIV-Infektion, HIV-Medikamente mit Nebenwirkungen und Komplikationen, Aids, Hepatitis B und C. Ein Verzeichnis der Ärzte mit Schwerpunkt HIV ergänzt das Angebot.