Interview mit Prof. Dr. Stefan Esser, Essen
PrEP-Engpass – Ein Rückblick

Prof. Dr. Stefan Esser Universitätsklinikum Essen E-Mail: stefan.esser@uk-essen.de  Prof. Dr. Stefan Esser
Universitätsklinikum Essen
E-Mail: stefan.esser@uk-essen.de 

Im Spätherbst 2023 zeichnete sich ab, dass generisches TDF/FTC langsam knapp wird. Der Großhandel hatte nur noch wenige Vorräte. Die Apotheker alarmierten die Fachgesellschaften. DAGNÄ, DAIG, DAH und DAHKA schrieben Brandbriefe an die Politik. Zum Jahreswechsel war der Engpass dann spürbar. Mittlerweile ist das Medikament wieder verfügbar. Grund für einen Rückblick mit dem DAIG-Vorstand Prof. Dr. Esser, Essen.

Arzneimittelengpässe gehören seit einiger Zeit zum deutschen Alltag. Wie kam es in diesem Fall dazu?

Esser: Da sind viele Faktoren zusammen gekommen. So genau weiß ich das nicht. Ratiopharm und andere
Generika-Hersteller hatten Produktions- und/oder Lieferschwierigkeiten. Andere Hersteller konnten aufgrund von neuen EU-Empfehlungen, die bestimmte Verunreinigungen nicht mehr auf den europäischen Markt gelassen haben, nicht produzieren bzw. ihre Produkte nicht mehr auf den deutschen Markt bringen.

Die Fachgesellschaften haben ja schon früh vor einem Engpass gewarnt. Wurde diese Warnung gehört?

Esser:Auf die erste Warnung hat meiner Kenntnis nach niemand reagiert. Erst als wir mehr politischen Druck aufgebaut haben, wurde mit uns gesprochen und erst mal abgewiegelt. Bis Ende Januar 2023 sei alles wieder gut. Als sich dann abzeichnete, dass diese Prognose falsch ist, gab es auf unsere Einladung hin ein Treffen mit dem BfARM und dem Gesundheitsministerium. Die Krankenkassen sind unserer Einladung leider nicht gefolgt. Auf diesem von der DAGNÄ organisierten Treffen wurde besorgt zur Kenntnis genommen, dass die Vorräte der Apotheken zu Ende gingen und bis Mitte März nicht mit Nachschub zu rechnen war. PrEPler konnten somit nicht wie gewohnt mit TDF/FTC versorgt werden.

Wie haben die Praxen darauf reagiert?

Esser:Die Behandler haben nicht mehr 3-Monatspackungen verschrieben, sondern nur noch 30 Tabletten und einige PrEPler haben von der täglichen Einnahme auf die Anlass-bezogene Einnahme gewechselt. Nicht vergessen darf man hier die Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben. Wie viele HIV-Patientinnen und Patienten wegen des Engpasses auf ein anderes Regime umgestellt wurden, wissen wir allerdings leider nicht. Welche Auswirkungen das hat angesichts des Drucks der Kassen, Generika einzusetzen, ist ebenfalls nicht bekannt. Hier würden wir uns eine Stellungnahme der Kostenträger wünschen.

Ausgabe 1 - 2024Back

DAIG LogoDGI LogoDSTIG LogoPEG Logo

Meldungen

  • Welt-Moskito-Tag

    20. August 2025: Neuer Rekord an Mücken-übertragenen Infektionen weiter

  • Prof. Michael Manns verstorben

    17. August 2025: Die MHH trauert um ihren ehemaligen Präsidenten weiter

  • Humane Papilloma Viren

    17. August 2025: Nur ein Drittel der Amerikaner wissen, dass HPV Krebs verursachen kann. weiter

  • APAT

    14. August 2025: Vancomycin besser im PICC oder Midline-Katheter? weiter

  • Hib-Infektion

    13. August 2025: Infektionen in Hamburg weiter

  • Newletter online

    Jeden Monat akutelle Informationen rund ums Thema HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen.

    Für Ärzt_innen, Menschen mit HIV und alle Interessierten.

    Anmeldung hier

  • Reserveantibiotika

    13. August 2025: Aktualisierung der Einstufung weiter

  • Candida auris

    11. August 2025: Neues zum Screening weiter

  • Sepsis

    11. August 2025: DigiSep unter den Finalisten des MSD-Gesundheitspreises weiter

  • Sepsis

    11. August 2025: Neue S3-Leitlinie weiter

  • Mikrobiom

    09. August 2025: DZIF fördert Entwicklung eines Klebsiella oxytoca-Biotherapeutikums weiter

  • Tuberkulose

    09. August 2025: Quantiferon-Test bei Immunschwäche nicht ausreichend weiter

  • Nipah-Virus

    07. August 2025: Erhöhte Alarmbereitschaft in Kerala/Indien weiter

  • Chikungunya

    06. August 2025: Ausbruch in Südchina weiter

  • Salmonellen

    06. August 2025: Prognose nichttyphöser Salmonellose weiter

  • Flöhe

    06. August 2025: Häufung von Floh-Fällen in Berlin weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Website bietet aktuelle Informationen zu HIV/Aids sowie zur HIV/HCV-Koinfektion. Im Mittelpunkt stehen HIV-Test, Symptome und Auswirkungen der HIV-Infektion, Behandlung der HIV-Infektion, HIV-Medikamente mit Nebenwirkungen und Komplikationen, Aids, Hepatitis B und C. Ein Verzeichnis der Ärzte mit Schwerpunkt HIV ergänzt das Angebot.