Abacavir und kardiovaskuläres Risiko

Montreal, 11. Februar 2009

Zum kardiovaskulären Risiko unter Abacavir wurden zahlreiche Studien präsentiert mit widersprüchlichem Ergebnis. Ursache des uneinheitlichen Bildes könnten die verschiedenen Populationen in den Studien sein. Die Empfehlung, bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko mit Abacavir vorsichtig zu sein, ändert sich nicht.

Wie in der Vergangenheit wurden auch auf dieser Konferenz widersprüchliche Studienergebnisse zum kardiovaskulären Risiko unter Abacavir präsentiert. Peter Reiss, Amsterdam, gelang es dennoch die verschiedenen Puzzle-Teile zu sortieren und ein schlüssiges - wenn auch hypothetisches Bild - zusammenzusetzen. Er brachte die HIV-Infektion als eigenständigen kardiovaskulären Risikofaktor in Spiel und verband die Daten zu kardiovaskulären Biomarker mit den Ergebnissen der Auswertung klinischer Studien/Kohorten.

Kardiovaskuläre Biomarker

Die unbehandelte HIV-Infektion ist ein kardiovaskulärer Risikofaktor. Sie führt zur Hochregulation der endothelialen Aktivierung (Adhäsionsmolekül VCAM-1), der Entzündung (hsCRP, IL-6 und TNF-a) sowie der Gerinnung (D-dimer und PAI-1). Wird eine HAART eingeleitet, kommt es zur Downregulation der Biomarker, wobei hier offenbar Unterschiede im Hinblick auf Geschlecht und Regime bestehen. In dieser Phase, also im Rahmen einer initialen Therapie, scheint Abacavir keinen negativen Effekt zu haben. Bei Patienten mit nicht nachweisbarer bzw. geringer Viruslast finden sich jedoch laut Peter Reiss Hinweise auf erhöhte Entzündungsmarker unter Abacavir, auch wenn das Bild lange noch nicht einheitlich ist.

Klinische Studien

Bislang wurden die Daten von sechs Patientenkolletiven zum kardiovaskulären Risiko unter Abacavir ausgewertet. In zwei Studien (STEAL und ALLRT) hatte Abacavir keinen negativen Effekt. Nahezu alle Patienten in diesen Untersuchungen waren initial therapienaiv. Die Patienten der Studien/Kohorten D:A:D, SMART und FHDB (French Hospital Data Base) waren dagegen in der Mehrzahl behandelt und hatten eine gut kontrollierte Viruslast. In einer noch nicht publizierten Auswertung der FHDB erhöhte Abacavir das Infarktrisiko bei bei gut kontrollierten Patienten unter HAART deutlich, nicht aber bei virämischen Patienten.

Fazit

Abacavir scheint das kardiovaskuläre Risiko bei Patienten unter HAART im ersten Jahr zu erhöhen, nicht jedoch wenn es im Rahmen einer initialen Therapie eingesetzt wird. Bei Patienten mit deutlich erhöhtem kardiovaskulären Risiko sollte man Alternativen zu Abacavir erwägen.


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