NEUE SUBSTANZKLASSEN
EAP für Maraviroc und Raltegravir

Die ersten Vertreter von zwei neuen Substanzklassen stehen in Deutschland im Expanded Access Program (EAP) zur Verfügung. Am EAP von Maraviroc können alle Praxen teilnehmen, die auch an den Phase-3-Studien beteiligt waren. Für Raltegravir gibt es keine solche Einschränkung. Alle interessierten Zentren können sich unter www.benchmrk.com anmelden. Einschlusskriterien für beide EAPs sind dokumentierte Resistenzen in den drei Hauptklassen der antiretroviralen Therapie und eine nicht adäquate Suppression der viralen Replikation. Bei Maraviroc muss zudem ein CCR5-tropes Virus vorliegen.

MARAVIROC (in Zukunft Celsentri®)

Der CCR5-Antagonist wird in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten angewandt. Dabei muss gegebenenfalls die Dosis angepasst werden. Bei Patienten mit Störungen der Nieren- oder Leberfunktion, orthostatischer Hypotonie, blutdrucksenkender Komedikation sollte Maraviroc vorsichtig eingesetzt werden. Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen liegen nur begrenzte Erfahrungen vor.

DOSIERUNG

Compassionate Use

Maraviroc und Raltegavir dürfen im EAP nicht mit weiteren nicht zugelassenen Substanzen kombiniert werden. Für Patienten, bei denen kein weiterer wirksamer Kombinationspartner zur Verfügung steht, gibt es theoretisch die Möglichkeit, einen "Compassionate Use" zu beantragen. Voraussetzungen sind hier eine CD4-Zahl <50/µl, höchstens eine aktive antiretrovirale Substanz, und bei Maraviroc ein R5-tropes Virus. Ansprechpartner sind hier die beiden Hersteller Pfizer und MSD Deutschland und schließlich auch noch das Bundesministerium für Arzneimittelsicherheit, was wohl die größte Hürde darstellt.

Die Standarddosierung von Maraviroc beträgt 2 x 300 mg/d. Da die Substanz über CYP 450 3A4 verstoffwechselt wird, ist eine Dosisanpassung je nach Kombinationspartner erforderlich:

KOMBINATION MIT 3A4-INHIBITOR:

Halbe Standarddosis - 2 x 150 mg z.B. Proteasehemmer (Ausnahme Tipranavir), Ketokonazol, (Johanniskraut. Noch keine Daten), Clarithromycin (Telithromycin, Erythromycin).

KOMBINATION MIT EINEM 3A4-INDUKTOR:

Doppelte Standarddosis - 2 x 600 mg

z.B. NNRTI Efavirenz (Nevirapin), Rifampicin (Rifabutin)

KOMBINATION MIT PI + NNRTI:

PI-Inhibition wirkt stärker - 2 x 150 mg

Ausnahme Tipranavir/r: hier dominiert der Induktor (NNRTI) - 2 x 600 mg

KEIN EINFLUSS:

Kortison, Kontrazeptiva, Midazolam

NEBENWIRKUNGEN

In den Studien lag die Nebenwirkungsrate im Placebobereich. In seltenen Fällen kann Husten auftreten. Bei Dosierungen über 900 mg/d kann es zur orthostatischen Dysregulation mit Blutdruckabfall kommen. Gen- oder Embryotoxizitäten wurden nicht beschrieben. Im Tierversuch gab es keinen Anhalt auf Kanzerogenität.

PHARMAKOKINETIK

Die Pharmakokinetik ist unabhängig von Geschlecht, Ethnie und HIV-Stadium.

Tmax/Plasmaspitzenspiegel: nach 0,5 bis 1 (4) Stunden

HWZ: 13 h

Bioverfügbarkeit: 33%

Proteinbindung: 76%

Elimination: hepatobiliär (76%), renal (20%), (+p-Glykoprotein (DD))

Nierenfunktionsstörung: Keine Dosisanpassung notwendig

Leberfunktionsstörung: wenige Daten. In Studien wurden bei schwerer Leberfunktionsstörung Anstiege der Plasmakonzentration beobachtet.

RALTEGRAVIR (EHEM. MK-518)

Raltegravir ist ein Inhibitor der HIV-Integrase und wird in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten angewandt. Die Verträglichkeit wird derzeit in klinischen Studien überprüft. Eine Dosisanpassung wird momentan nicht empfohlen.

DOSIERUNG

Die Standarddosierung von Raltegravir beträgt 2 x 400 mg/d.

METABOLISMUS

Die Substanz wird nicht über das Stoffwechselsystem P 450 metabolisiert, deshalb sind keine Interaktionen mit anderen antiretroviralen Medikamenten zu erwarten. Auch ein Boostern mit Ritonavir ist nicht erforderlich. Raltegravir wird über das System UGT1A1 metabolisiert.

NEBENWIRKUNGEN

In den Studien lag die Nebenwirkungsrate im Placebobereich. In seltenen Fällen kann Husten auftreten. Gen- oder Embryotoxizitäten wurden nicht beschrieben. Im Tierversuch gab es keinen Anhalt auf Kanzerogenität.

PHARMAKOKINETIK

Die Pharmakokinetik ist unabhängig von Geschlecht, Ethnie und HIV-Stadium. RV

DAIG LogoDGI LogoDSTIG LogoPEG Logo

Meldungen

  • Hepatitis E

    31. Juli 2025: Ribavirin-Dosierung bei Transplantierten weiter

  • HIV-Prävention

    31. Juli 2025: Einmalig Antikörper für Neugeborene? weiter

  • HPV

    30. Juli 2025: Beta-HPV kann bei Immunschwäche zu Hautkrebs führen weiter

  • HIV-PrEP

    28. Juli 2025: EMA-Zulassung für Lenacapavir zur PrEP weiter

  • COVID-19

    28. Juli 2025: Zulassungsempfehlung für neue Impfstoffe Comirnaty® und Spikevax® weiter

  • Newletter online

    Jeden Monat akutelle Informationen rund ums Thema HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen.

    Für Ärzt_innen, Menschen mit HIV und alle Interessierten.

    Anmeldung hier

  • Antibiotika-Resistenz

    28. Juli 2025: Selbst im abgelegenen Antarktis-Ozean nachgewiesen weiter

  • Lenacapavir PrEP

    23. Juli 2025: Partnerschaft Gilead und Global Fund weiter

  • COVID-19

    23. Juli 2025: Consensus Statement zur Post-COVID Diagnostik bei Lungenveränderungen weiter

  • HTLV-1

    22. Juli 2025: Das Humane T-Zell Leukämie Virus Type 1 (HTLV-1) infiziert ähnlich wie HIV die Helferzellen. weiter

  • BK-Viren

    22. Juli 2025: Neue Strategien gegen Nierentransplantat-Verlust weiter

  • Hepatitis B

    22. Juli 2025: HepB-CpG Impfung schützt bei HIV-Infektion länger als herkömmlicher Impfstoff weiter

  • Hepatitis B

    22. Juli 2025: TherVacB-Projekt startet klinische Studie zur Heilung weiter

  • West-Nil-Virus

    21. Juli 2025: Todesfall in Italien weiter

  • Doxy-Pep/PrEP

    20. Juli 2025: Studie der Charité zu Kenntnissen, Einstellungen und Nutzungsverhalten weiter

  • Tetanus/Diphtherie

    15. Juli 2025: Booster-Impfung für Erwachsene unnötig? weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Website bietet aktuelle Informationen zu HIV/Aids sowie zur HIV/HCV-Koinfektion. Im Mittelpunkt stehen HIV-Test, Symptome und Auswirkungen der HIV-Infektion, Behandlung der HIV-Infektion, HIV-Medikamente mit Nebenwirkungen und Komplikationen, Aids, Hepatitis B und C. Ein Verzeichnis der Ärzte mit Schwerpunkt HIV ergänzt das Angebot.