STIFTUNG FÖRDERT AFRIKA PROJEKT DES GESUNDHEITSAMTES BREMEN
Zugang zu HIV-Prävention und Beratung erleichtern

Migrant/innen in Deutschland sind häufig im Hinblick auf die gesundheitliche Versorgung benachteiligt. Oftmals wird ihre Infektion oder Krankheit erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt und daher erst spät behandelt. Als Problem erweist sich, dass Zuwanderer kaum von den üblichen Aufklärungsbotschaften erreicht werden. Zwar stehen ihnen verschiedene Beratungs- und Testangebote offen, doch sind diese meist nicht im ausreichenden Maße bekannt. Durch die Erkrankung geraten Betroffene nicht selten in materielle Not - diese Tatsache macht sich nicht zuletzt in der steigenden Zahl der im Ausland geborenen Mitbürger bemerkbar, die die Deutsche AIDS-Stiftung um Hilfe bitten. Aus 122 Ländern stammen die inzwischen in Deutschland heimisch gewordenen Antragsteller.


Kanzlerin Merkel mit Mitarbeitern der Weltküche (oben).
Robert Akpabli (links unten und ganz rechts)

Um die Community für das Thema HIV/AIDS zu sensibilisieren, sind neue Aufklärungsstrategien nötig, die die kulturellen Hintergründe der Zuwanderer berücksichtigen und sie aktiv bei der Präventionsarbeit einbeziehen. Aus diesem Grund unterstützt die Deutsche AIDS-Stiftung zahlreiche Hilfsprojekte, darunter das Afrika Projekt des Gesundheitsamtes in Bremen. Mit dem Leiter des Projektes, Robert Akpabli, aus Togo gebürtiger Biologe, sprach Ann-Kathrin Akalin.

AN WEN RICHTET SICH DAS AFRIKA-PROJEKT UND WELCHE ZIELE HAT ES?

An Frauen und Männer aus Sub-Sahara Afrika, die in Bremen leben. Dazu gehören Flüchtlinge, Studierende, Menschen, die legal hier leben, Papierlose, Afrikaner in binationalen Beziehungen, Menschen, die im Rahmen der Familienzusammenführung nachgekommen sind, sowie Kinder und Jugendliche dieser verschiedenen Gruppen. Eine weitere Zielgruppe sind Ärzte und Gesundheitspersonal, die mit afrikanischen HIV-infizierten Patienten arbeiten. Mit dem Projekt möchten wir Afrikanern den Zugang zu HIV-Prävention und Angeboten des Gesundheitssystems erleichtern. Wir streben den Aufbau eines Netzwerkes mit afrikanischen Meinungsführern und Communities an und wir möchten die Solidarität mit HIV- Infizierten in den afrikanischen Communities fördern.

GIBT ES INTERESSE/OFFENHEIT BEIM THEMA?

Ja, es gibt Interesse. Von Offenheit zu sprechen, wäre zuviel. Für die Zielgruppe ist HIV immer noch ein tabuisiertes Thema, auf der einen Seite gibt es Diskriminierung und Stigmatisierung von Infizierten in den Communities. Auf der anderen Seite meinen viele, dass HIV ein Thema der Weißen ist, um Afrika und Afrikaner/innen zu diskriminieren.

WO LIEGEN DIE SPEZIELLEN PROBLEME BEI DER HIV-PRÄVENTION?

Für viele Afrikaner ist Prävention keine Priorität. Das Verständnis von Gesundheit und Krankheit ist etwas anders gewichtet. Solange man nicht im Bett liegt, ist man nicht krank. Und wenn man nicht krank ist, dann sollte man seine Kraft dafür verwenden, arbeiten zu gehen oder eine Arbeit zu suchen, um Geld zu verdienen. Denn daheim warten viele Menschen, viele Verwandte auf eine finanzielle Unterstützung aus Deutschland.

Das zweite große Problem sind die Barrieren zum Präventionsangebot. Mangelnde Sprachkenntnisse, Angst vor Behörden aufgrund von Diskriminierungserfahrungen, unsicherer Aufenthaltsstatus und Unkenntnis über das Gesundheitssystem machen es ihnen schwer, die Angebote zu nutzen.

WAS TUN SIE, UM IHRE BOTSCHAFTEN IN DIE COMMUNITY ZU BRINGEN?

Wir bieten ein kulturspezifisches Angebot an, d.h. die Prävention kommt nach Hause. Wir gehen dorthin, wo die Menschen sind, wo sie sich treffen und versammeln. Wir sprechen nicht nur in ihrer Sprache, sondern wir berücksichtigen auch ihren kulturellen Hintergrund in Bezug auf dieses Tabuthema. Viele Afrikaner sind sehr religiös. Wir gehen z.B. in einen Gottesdienst und geben den Menschen zu verstehen, dass wir nicht gekommen sind, um sie zu beschuldigen oder zu belehren, sondern um ihnen den aktuellsten Wissensstand zu vermitteln. Wir geben der Gemeinde zu verstehen, dass sie, wie es in der Bibel steht, das Licht der Welt sein sollen, um das Wissen zu verbreiten. Diese Haltung und Akzeptanz des Erfahrungshorizonts des anderen erleichtert den Zugang zur Zielgruppe. Wir sprechen Themen wie Rassismus und Diskriminierung an und erklären auch die Aufgaben des Gesundheitsamtes, um die Angst vor einem Kontakt abzubauen.

Für die Unterstützung des Projektes werden weiterhin dringend Spenden benötigt.

Spendenkonto 400
BFS Köln - BLZ 370 205 00

Deutsche AIDS-Stiftung · www.aids-stiftung.de

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