HIV-Streiflicht

Fußballfieber

Wenn am 11. Juni 2010 die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika startet, steht der Sport im Mittelpunkt. Doch für Afrika geht es um viel mehr.

 -- Afrika, der dunkle Kontinent, voller Armut, Krankheit, Gewalt und Chaos. Dieses schlechte Image will Afrika los werden. „Ke nako: Celebrate Africa‘s humanity“ – „Die Zeit ist gekommen: Feiert Afrikas Menschlichkeit“, so lautet das Motto des größten Sportereignisses, das je auf afrikanischem Boden stattgefunden hat. Die südafrikanischen Gastgeber wollen ein neues, modernes Bild Afrikas vermitteln: das des Aufbruchs, der Lebensfreude und der Menschlichkeit.

Die Deutschen werden am Erfolg der Weltmeisterschaft mitwirken, so ist auf der Webseite der Deutschen Botschaft in Pretoria zur Fußballweltmeisterschaft zu lesen, und zwar „mit Beratung, Personal und finanzieller Unterstützung“. Schließlich, so erfährt der geneigte Leser, haben sich hier „große deutsche Unternehmen angesiedelt und Experten beraten den Demokratisierungsprozess“. Neun Projekte hat die deutsche Regierung daher auf den Weg gebracht. Sie reichen von einer Vortragsreihe des Deutschen Akademischen Austauschdienstes über Hilfen zur Verbesserung des Bussystems bis hin zum Bolzplatzprojekt gegen Gewalt und Kriminalität.

 -- Darüber hinaus gibt es auch 18 deutsche NGO-Projekte. Zumindest eines davon befasst sich mit dem wichtigsten Gesundheitsproblem des Landes, nämlich mit HIV. Doch das Projekt „Kick HIV – Gemeinsam gegen AIDS in Südafrika“ findet leider nicht in Afrika selbst statt. Unter dem Slogan Kick HIV! werden in Deutschland von dem Verein Go Ahead! während der Weltmeisterschaft Spenden für ein (nicht näher bezeichnetes) Aids-Aufklärungsprojekt in Südafrika gesammelt.

Einer der Botschafter der Kampagne Kick HIV! ist Philip Lahm. Der langjährige Nationalspieler ist sicherlich eine gute Wahl. Er hat schon als Botschafter der Deutschen AIDS-Stiftung Erfahrung gesammelt und ist ein Sympathieträger, den die meisten Deutschen als Mannschaftskapitän begrüßen. Das belegt eine Umfrage der Universität Hohenheim, die sich schon seit längerem mit Fußball befasst. Derzeit werden die Unterschiede der Weltmeisterschaft 2006 und 2010 untersucht. Man darf gespannt sein und hoffen, dass die Afrikaner einen ähnlich drastischen Imagewandel schaffen wie wir Deutschen 2006 als wir von der größten Spaßbremse der Welt zum hippen Partyvolk mutierten.

http://www.deutschland-suedafrika-fussball.diplo.de/Vertretung/pretoria__wm/de/03__Deutsche__Projekte/05__NGO__Projekte/KickHIV/KickHIV.html


Leitlinien und Industrie
Es darf nicht heißen „sponsored by...“

Die Empfehlungen der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) sind nicht rechtsverbindlich, dennoch setzen sie den Standard für Deutschland. Und dafür brauchen sie maximale Glaubwürdigkeit.

Bei der diesjährigen Aktualisierung der Deutschen Leitlinien zur HIV-Therapie war die Spannung groß, denn in den Amerikanischen Leitlinien waren einige Therapieregime überraschend in die zweite Linie abgerutscht, andere wiederum überraschend aufgestiegen. Rein wissenschaftliche Argumente dafür gab es nicht, was Spekulationen über Einflussnahme der Industrie Tür und Tor öffnet.

Erster Schritt: Offenlegung

Nun versuchen sich natürlich alle Gesellschaften schon im Vorfeld gegen den Vorwurf der Käuflichkeit zu schützen. Es gibt Standards für die Offenlegung des Interessenkonflikts. Diese nehmen es mehr oder weniger genau. Das Basismodell ist die Offenlegung von Beratung/Vorträgen, etwas weiter geht die Offenlegung von Projektförderung und Aktienbesitz (persönlich/Verwandte ersten Grades) und ganz selten erfährt man sogar, welche Beträge für welche Leistungen geflossen sind.

Zweiter Schritt: Abstimmung ohne Industrie

Im Fall der Deutschen AIDS-Gesellschaft kann man im Internet nachlesen, welcher der Beteiligten an der Erarbeitung der Leitlinien für welche Firma als Berater/Referent tätig war und welche Firma seine/ihre wissenschaftlichen Projekte unterstützt (hat). Das ist sicherlich lobenswert. Doch leider gibt es einen anderen Schwachpunkt – nämlich die Anwesenheit der Vertreter der Pharmaindustrie bei der Diskussion und Abstimmung der Leitlinien in der Versammlung der Gesellschaft. Die Industrievertreter sind zwar nicht stimmberechtigt, doch sie sehen und hören, wer sich wie positioniert. Und wer in der kleinen deutschen HIV-Szene würde sich vor ihnen gegen ein bestimmtes Medikament/Regime aussprechen? Und würde sich öffentlich gegen ihre Anwesenheit in der Versammlung aussprechen?


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