2/2011 Editorial

Dr. Ramona Pauli

Liebe Leserin,
lieber Leser,

Berichte gegen das Vergessen!

Dreißig Jahre HIV/AIDS und fast 25 Jahre HIV-Therapie – was in den ersten Jahren eine mit Sicherheit tödlich verlaufende Immunschwäche war, ist dank der rasanten Entwicklung der antiretroviralen Therapie mittlerweile eine behandelbare Krankheit mit nahezu normaler Lebenserwartung, zumindest in den Industrieländern.

Wie war es damals?

Aber wie war es damals in Deutschland zu Beginn der Pandemie, als der erste Artikel im Spiegel (22/1982) zu diesem Thema erschien mit dem Vorspann: „Eine Reihe geheimnisvoller, nicht selten tödlicher Krankheiten sucht Amerikas Homosexuelle heim. Jetzt werden erste Fälle in Europa beobachtet.“  Wie war es, als das verantwortliche Virus entdeckt wurde? Die Diagnose AIDS den Tod bedeutete? Die HIV-Infektion noch als „Schwulenseuche“ galt? Massenhysterie und Diskriminierung herrschte? Es keine und dann erst nur wenige  Medikamente gegen die HIV-Infektion gab? Das Wort Kondom in der Öffentlichkeit tabu war? 

Ein Mosaik persönlicher Erinnerungen

Die Antworten darauf stehen nicht in Fachartikeln – deshalb dieses Heft, in dem Zeitzeugen ihre persönlichen Erfahrungen und Geschichten erzählen: Betroffene, Mediziner, Wissenschaftler, Politiker, Aktivisten und Mitarbeiter aus der Pharmaindustrie. Daraus entstanden ist ein Mosaik ganz persönlicher Erinnerungen gegen das Vergessen, das denjenigen, die diese Zeit nicht miterlebt haben, ein persönliches  Bild der Anfänge und Entwicklung von HIV/AIDS nahe bringen will.Leider haben diejenigen, die damals die „Schwulenseuche“ mit drastischen Mitteln eindämmen wollten oder deren Prognosen nicht eintrafen – beispielsweise ein  bayerischer Politiker oder ein Spiegelredakteur – ihre Erinnerungen nicht zur Verfügung gestellt. Und Zeitzeugen, die von Anfang an für Offenheit und Toleranz eintraten, haben leider aus Zeitgründen oder wichtigen privaten Gründen abgesagt.Mein Dank gilt den Autorinnen und Autoren dieses Heftes, die ihre Erinnerungen für uns niedergeschrieben haben.

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Andrea Warpakowski

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