Uwe Koppe, Berlin
Die PrApp-Studie: HIV-PrEP in Deutschland

Die Online-Befragung zeigt die Realität: Jeder fünfte PrEP-Anwender bezieht seine Tabletten nicht in Deutschland über ein Rezept.

PrEPst Du Gerade

Die Kosten für die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) und die zugehörigen Begleituntersuchungen werden in der Regel bislang nicht von Krankenkassen übernommen, so dass die meisten Anwender die PrEP über ein Privatrezept (Kosten 40-70 € pro Monat) oder über informelle Wege (z.B. über Internetanbieter) beziehen. Um mehr über die unterschiedlichen Bezugsquellen und die Anwendung von PrEP in Deutschland zu erfahren, hat das Robert Koch-Institut vom 24.7. bis 3.9. 2018 erstmals eine anonyme Online-Befragung durchgeführt, bei der aktuelle und ehemalige PrEP-Anwender über Dating-Apps (Grindr, Planetromeo, Hornet), eine Community-Website (prepjetzt.de) sowie Community-nahe HIV-Testeinrichtungen (Checkpoints) rekrutiert wurden. Erste Ergebnisse wurden auf der CROI im März 2019 vorgestellt.

Über 2.000 User befragt

An der Studie nahmen 2.005 aktuelle und 212 ehemalige PrEP-Anwender teil. 80,4% der aktiven PrEP-Anwender gaben an, PrEP im Rahmen medizinischer Betreuung (z.B. über ein Privatrezept oder eine klinische Studie) zu beziehen. Die anderen bezogen PrEP auf informellen Wegen. Der am häufigsten genannte informelle Bezugsweg war das Internet (9,9%), gefolgt von Reisen in anderes Land (3,2%) und über Freunde (2,8%).

Informelle PrEP-Anwender hatten ein höheres Risiko, vor Beginn und während der PrEP keine medizinischen Begleituntersuchungen (z.B. auf HIV oder andere sexuell übertragbaren Infektionen) in Anspruch zu nehmen. Eine Anwendung von PrEP bei Personen mit einer unentdeckten HIV-Infektion stellt eine ineffektive HIV-Behandlung dar und damit ein Risiko für eine Resistenzentwicklung gegen die im Medikament enthaltenen Wirkstoffe.

Gezielt informieren

Daher ist es wichtig, Anwender mit informellem PrEP-Bezug über die Notwendigkeit der Tests aufzuklären und eine medizinische Begleitung der PrEP-Einnahme zu ermöglichen. Die von der Bundesregierung angestrebte Erstattung der Kosten für die PrEP und die Begleituntersuchungen könnte hier eine wichtige Rolle spielen.

Fast die Hälfte (45,3%) der ehemaligen PrEP-Anwender gab an, die PrEP nicht mehr einzunehmen, da sie Probleme mit der Einnahme der Medikation hatten (z.B. Schwierigkeiten eine tägliche Pille einzunehmen, Nebenwirkungen oder Angst vor Langzeitnebenwirkungen). 28,3% sagten, dass sie die Einnahme abgebrochen haben, da sie Schwierigkeiten hatten, sich die PrEP zu besorgen. Auch hier könnte die Kostenübernahme durch die Krankenkassen eine Barriere zur PrEP-Anwendung senken. Sieben Teilnehmer gaben an, die PrEP nicht mehr zu nehmen, da sie positiv auf HIV getestet wurden. In der Umfrage wurde allerdings nicht erhoben, in welchem zeitlichen Zusammenhang die PrEP-Einnahme mit der HIV-Diagnose stand, so dass zur Wirksamkeit der PrEP in diesen
Fällen keine Aussage getroffen werden kann.

Zweite Befragungswelle

Um Veränderungen bei den Bezugsquellen und bei der Anwendung von PrEP über die Zeit verfolgen zu können, werden wir von Anfang April bis Mitte Mai eine zweite Befragungswelle durchführen. Wir freuen uns sehr, wenn wieder möglichst viele aktuelle und ehemalige PrEP-Anwender an der Befragung teilnehmen.

Halten Sie Ausschau in den Apps, Checkpoints, Webseiten oder gehen Sie direkt zu:

Koppe U, Marcus U, Albrecht S, Jansen K, Jessen H, Gunsenheimer-Bartmeyer B, Bremer V:

1.Risk factors associated with non-prescription use of HIV pre-exposure prophylaxis.

2.Stopping HIV pre-exposure prophylaxis – reasons and implications.

CROI 2019



Ausgabe 1 - 2019Back

Meldungen

  • Borna

    10. Juni 2025: In Bayern zwei Infektionen, ein Todesfall weiter

  • Sepsis

    06. Juni 2025: Statine verbessern Überleben weiter

  • Corona-Impfung

    05. Juni 2025: Kein Risiko von Guillain-Barré Syndrom mit mRNA-Impfstoff weiter

  • DZIF

    05. Juni 2025: Forscher entdecken antivirale Substanzen mit breitem Spektrum weiter

  • Schwangerschaft

    05. Juni 2025: Tägliche Einnahme von Cotrim verhindert Frühgeburt weiter

  • Newletter online

    Jeden Monat akutelle Informationen rund ums Thema HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen.

    Für Ärzt_innen, Menschen mit HIV und alle Interessierten.

    Anmeldung hier

  • HIV

    03. Juni 2025: WeltAidsKonferenz 2026 in Rio de Janeiro weiter

  • Gonorrhoe

    03. Juni 2025: Seltene Multiresistenz in Deutschland weiter

  • DoxyPEP

    03. Juni 2025: Kollateralschaden: Resistenz weiter

  • Antibiotika-Resistenz

    02. Juni 2025: Carbapenem-Resistenz bei gramnegativen Erregern nimmt zu weiter

  • Infektiologie

    26. Mai 2025: NUM Fachnetzwerk Infektionen startet weiter

  • Azithromycin

    26. Mai 2025: Änderungen bei Indikationen für Azithromycin weiter

  • Long-COVID

    23. Mai 2025: Empfohlene Off-Label Medikamente weiter

  • Gonorrhoe

    22. Mai 2025: England bezahlt Impfung gegen Tripper weiter

  • Chikungunya

    22. Mai 2025: Kontraindikation bei über 65Jährigen weiter

  • Cholera

    22. Mai 2025: Erreger wehrt sich gegen Bakteriophagen weiter

Ältere Meldungen weiter

Diese Website bietet aktuelle Informationen zu HIV/Aids sowie zur HIV/HCV-Koinfektion. Im Mittelpunkt stehen HIV-Test, Symptome und Auswirkungen der HIV-Infektion, Behandlung der HIV-Infektion, HIV-Medikamente mit Nebenwirkungen und Komplikationen, Aids, Hepatitis B und C. Ein Verzeichnis der Ärzte mit Schwerpunkt HIV ergänzt das Angebot.