DÖAK 2021

Interview mit Prof. Christian Hoffmann, Hamburg
Neues Motto, neue Aspekte, aber mit HIV

Die COVID-Pandemie hat die Kongresslandschaft verändert, auch den DÖAK nächstes Jahr. Die gute Botschaft:
Er wird stattfinden und auch aktuelle Themen beinhalten.

In den letzten Monaten gab es andere Themen als HIV. Was gibt es Neues zum Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in München 2021, wird er überhaupt stattfinden?

Prof. Dr. Christian  Hoffmann   ICH Stadtmitte Glockengiesserwall 1 20095 Hamburg
Prof. Dr. Christian Hoffmann ICH Stadtmitte Glockengiesserwall 1 20095 Hamburg

Hoffmann: Der DÖAK 2021 wird auf jeden Fall stattfinden, auch wenn wir noch nicht genau wissen, in welcher Form. Geplant ist definitiv erst einmal eine Präsenzveranstaltung, aber eine Umstellung auf Hybrid- oder virtuelle Lösungen ist möglich. Wichtig ist zuallererst die Botschaft: Der DÖAK 2021 findet statt! Alle sollten sich den Termin notieren. Er liegt strategisch günstig, zwischen der CROI Anfang März und vor dem Welt-AID

S-Kongress im Juli in Berlin. Ich glaube, dass viele in der HIV-Behandlung tätige Menschen nach der langen Pause wieder große Lust haben, sich zu treffen. An umfangreichen Hygienekonzepten wird gearbeitet, dass sich alle sicher fühlen und gerne nach München kommen.

Wann wird über die Form entschieden?

Hoffmann:Ich denke, man muss erstmal die nächsten Monate abwarten, wie die Entwicklung sein wird. Das kann ja niemand voraussagen, viele sehr verschiedene Szenarien im kommenden Winter sind denkbar. Wenn wir weiter alle Masken in der Öffentlichkeit tragen und uns angemessen verhalten, kann es ja gut sein, dass es zu keiner so dramatischen zweiten Welle kommt, wie jetzt angesichts der steigenden Infektionszahlen von einigen befürchtet wird.

Der DAGNAE-Workshop in Köln im September wird ja eine Vorreiterrolle spielen, ich bin sehr gespannt, wie es da läuft. Die Umstellung auf andere Formen als Präsenzveranstaltung ist aber kurzfristig möglich, das hat uns die Kongressorganisation versichert. Letztlich werden bei den Online-Formaten gerade sehr viele neue Erfahrungen gemacht.

Das Motto wurde geändert…

Hoffmann:Ja, wir haben das Motto des kommenden Kongresses ein bisschen modifiziert. Es lautet nun „40 Jahre HIV/AIDS – Pandemien gestern und heute“, um den aktuellen Entwicklungen der letzten Monate Rechnung zu tragen. Da kommen wir nicht dran vorbei. Trotzdem werden wir HIV nicht aus dem Auge verlieren und ich bin sicher, dass uns Hans Jäger anlässlich seines Eröffnungsvortrags einen weiten Bogen spannen wird. Ich freue mich sehr, dass er das machen wird, letztlich ist er ein Vertreter der ersten Stunde, der viel zu erzählen hat. Außerdem hat er den jetzigen DÖAK erst durch den Verzicht auf die Münchner AIDS-Werkstatt ermöglicht, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

Also wird COVID-19 eine Rolle spielen?

Hoffmann: Natürlich. Die Auswirkungen der Pandemie werden genauer besprochen werden, und zwar nicht nur medizinische. Es wird zahlreiche Veranstaltungen und Vorträge zu COVID-19 geben, mit und ohne HIV, und wir hoffen, dass wir einige bekannte Gesichter in München begrüßen dürfen. Viele haben schon zugesagt. Virologische Aspekte werden eine wichtige Rolle spielen bis hin zu den Auswirkungen auf die Forschung, auf die HIV-Community usw. Ich glaube, dass uns in der aktuellen Lage manches Mal auch die Erfahrungen aus den 90ern mit HIV zugute kommen könnten, wenn ich zum Beispiel an die Stigmatisierung denke. Angesichts der Rasanz der derzeitigen Entwicklungen werden wir aber auch noch Räume frei halten, die wir mit ganz aktuellen Themen füllen können.

Was ist sonst geplant?

Hoffmann: Wir müssen natürlich über unser „Kerngeschäft“, die HIV-Infektion bzw. antiretrovirale Therapie reden, nicht nur, aber auch über Long-Acting, ebenso über Heilungsszenarien, STDs, diagnostische Fortschritte und natürlich auch über PrEP. Wir werden wie schon im letzten Jahr in Hamburg einige neue Formate testen. So sind die Campfire-Sessions sehr gut angenommen worden, wo man in kleinerem Kreis proaktiv Dinge besprechen kann. Auch Meet-The-Expert-Sessions soll es geben. Wie bei den Münchner AIDS-Tagen wird die Webinar-Gruppe der DAGNAE die Daten und Erkenntnisse von der CROI in Chicago zusammen fassen. Aber natürlich lebt ein solcher Fachkongress auch von den eingereichten wissenschaftlichen Beiträgen.

Mit wie vielen Beiträgen rechnen Sie denn?

Hoffmann:In den vergangenen Jahren hat es beim DÖAK jeweils 150-200 Einreichungen gegeben, von denen 30-40 Beiträge als Vorträge ausgewählt wurden. Das wollen wir auch diesmal erreichen. Sowohl die deutsche als auch die österreichische HIV-Szene sind zwar klein, aber insgesamt ja sehr aktiv, und wir bauen auf die aktive Mitarbeit der deutschen AIDS-ForscherInnen. Mit meinem Co-Chair Professor Keppler haben wir natürlich auch ein Auge auf die sehr aktive Szene der Grundlagenforschung geworfen. Ich hoffe, dass auch aus diesem Bereich einiges kommt. Wir haben soviele gute VirologInnen und ImmunologInnen in Österreich und Deutschland! Es wäre toll, wenn WissenschaftlerInnen aus Grundlagen-Forschung und Klinik mehr zusammen finden könnten als bisher. Es sollen aber auch die Poster aufgewertet werden. Es wird eine Plenary-Session mit den besten Postern geben, außerdem Poster-Begehungen und -Preise.

Die Präsidentschaft des 10. Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress (DÖAK) wird von Prof. Dr. Christian Hoffmann (Hamburg) und Prof. Dr. Oliver Keppler (München) übernommen. Tagungssekretär ist PD Dr. Christoph Spinner (München). Das neue Kongressmotto des DÖAK 2021 lautet „40 Jahre HIV/AIDS – Pandemien gestern und heute“. Abstracts können bis zum 9. November 2020 eingereicht werden.

Werden die Beiträge veröffentlicht?

Hoffmann:Ja, auch das ist geplant. Ich kann noch nicht endgültige Details verraten, aber wir sind in Gesprächen mit einem sehr guten Journal, das eventuell eine Supplement-Ausgabe veröffentlichen wird, so dass die Abstracts zitierfähig werden. Dies ist sicherlich ein zusätzlicher Anreiz für Wissenschaftler, Beiträge einzureichen. Die Aufnahme in eine solche Ausgabe ist allerdings nur möglich für solche AutorInnen, die ihr Abstract auf englisch einreichen. Dies und weitere Details werden in Kürze auf der Website doeak2021.de bekannt gegeben. Wir werden aber auch über die üblichen Verteiler informieren. Wie schon in den letzten Jahren werden alle eingereichten Abstracts von einem
Reviewer-Team objektiv bewertet und eingeordnet werden.

Welche Rolle wird die Community spielen?

Hoffmann:Traditionell wird sie intensiv in die Konzeption und Programm-Planungen mit einbezogen. Dies war ja auch in der Vergangenheit der Fall. Es wird deshalb auch diesmal wieder eigene Veranstaltungen der Community geben, auch werden viele Veranstaltungen bzw. Sessions von Menschen aus der Community mit konzipiert und geleitet werden. Letztlich dient der DÖAK ja auch dem Austausch zwischen ÄrztInnen, Pflege, anderem Fachpersonal, der Industrie und eben der Community.

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