COVID-19: Nicht das Ende der Kakophoniest

Wir befinden uns im August des Jahres 2031: Im französischen Cattenom explodiert ein Druckwasserreaktor, es kommt zur Kernschmelze. Mit einem Fall-Out wird gerechnet, weite Teile Deutschlands sind betroffen. Die Bundesregierung und das Bundesamt für Strahlenschutz empfehlen der Bevölkerung, vorerst in den Häusern und Wohnungen zu bleiben und auf frisches Gemüse, vor allem auf Salat und Pilze, zu verzichten. Was wird uns blühen? Viele werden sich zu Wort melden. Eine Vision in 10 Akten.

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  1.  Bei Anne Will warnt FDP-Chef Christian Lindner vor einer „Grenzwert-Orgie“. Er lasse sich von niemandem in seine Ernährung reinreden, auch nicht von Bundeskanzlerin Baerbock. Pfifferlinge seien Privatsache, die Verhältnismäßigkeit müsse gewahrt bleiben. Ihm fehle außerdem die Langzeitstrategie.
  2.  In einem offenen Brief mahnt der Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC), die Empfehlungen der Bundesregierung bedrohten eine ganze Branche. Gesundheitsminister Robert Habeck offenbart erneut eklatante Wissenslücken, bei Markus Lanz verwechselt er Skorbut und Rachitis.
  3.  Elternverbände laufen Sturm gegen geschlossene Fenster in Schulen: Kinder würden so traumatisiert. In der SZ skizziert Heribert Prantl eindringlich die Gefahren für das Grundgesetz. Die körperliche Bewegungsfreiheit sei ein hohes Gut (Artikel 104), sie gelte es zu schützen.
  4.  In weiten Teilen der AfD wird die Gefahr der „Radioaktivität“ grundsätzlich bezweifelt. Aktive Radios seien völlig unschädlich, das beweise schon der gesunde Menschenverstand. Niemand habe je Strahlen gesehen. In Stuttgart kommt es anlässlich einer Großdemo gegen den „Strahlen-Wahn“ zu Ausschreitungen.
  5.  Manuela Schwesig und Daniel Günther betonen, die Empfehlungen gälten natürlich nur für Jod-Mangelgebiete. In Tübingen erregt Boris Palmer mit einem Modellversuch viel Aufsehen – dank Dosimetern können einige Beach-Clubs für Menschen ohne Schilddrüse ganzjährig geöffnet bleiben.
  6. Der neue Roman von Juli Zeh, „Zwischenmenschen“, spielt in einem AKW in Brandenburg: Eine akute Leukämie bringt Kempowski, einen sympathischen Altnazi und Strahlen-Skeptiker, ins Grübeln. Auf über 900 Seiten rumort es wie eh und je unter der liberal-bürgerlichen Fassade.
  7. Weltall-Ärzte-Präsident Montgomery, KBV-Chef Gassen und das EBM-Netzwerk verfassen ein Thesen-Papier. Kernaussage: es gäbe keine wissenschaftliche Evidenz dafür, ins Haus zu gehen. Möglicherweise sei sogar genau das gefährlich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin meldet sich zu Wort: Pilze enthielten wichtige Spurenelemente.
  8. Deutschlands Top-Radiologe (to be announced) erklärt dem Focus, niemand habe mehr Strahlenopfer als er gesehen. Er mahne jedoch zur Gelassenheit. Auf seinem im Institut angelegten Gurkenbeet könne er bislang keine Schäden erkennen. Titel seines neuen Buches: „Mit (einem) Strahlen leben“.
  9. Mehrere CDU-Abgeordnete verdienen sich mit dem „marktgerechten“ Weiterverkauf von Jodtabletten ein Zubrot. Mit ihrer Video-Aktion „#Sievertserviert“ persiflieren Gastronomen und Kulturschaffende um Tim Mälzer, Jan-Josef Liefers und DJ Bobo die Maßnahmen der Bundesregierung.
  10. CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn findet erneut die richtigen Worte: „Einmal mehr werden wir einander viel verzeihen müssen“, so der Ex-Minister. Schon „in wenigen Generationen“ werde man jedem ein „Dekontaminations-Angebot“ machen können, die Halbwertszeit des freigesetzten Caesiums betrage „kaum mehr“ als 93 Jahre.


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