Abacavir: Kontroverse zum kardiovaskulärem Risiko

Zu Abacavir wurden widersprüchliche Daten vorgestellt. In der SMART-Studie war das Risiko von Herzinfarkten unter Abacavir sowie die inflammatorischen Marker CRP und IL-6 erhöht. In einer gepoolten GSK-Auswertung von 54 Studien waren diese Effekte nicht nachweisbar.

In der SMART-Studie war Abacavir nach den Analysen von Jens Lundgren, Kopenhagen, mit einem erhöhten koronaren Risiko assoziiert. In der Studie, an der über 5000 Patienten teilnahmen, wurden 19 Herzinfarkte, 70 kardiovaskuläre Ereignisse und 112 kardiovaskuläre Ereignisse plus Herzinsuffizienz, AVK, therapiebedürftige KHK und unbeobachtete Todesfälle beschrieben. Das Risiko für solch diese Ereignisse war bei den Patienten, die von Beginn an eine kontinuierliche Therapie mit Abacavir erhalten hatten, 4mal, 1,8mal und 1,9 mal so hoch wie in der Vergleichsgruppe. In der Abacavir-Gruppe (n=175) waren zudem das hochsensitive C-reaktive Protein und Interleukin-6 um 27% bzw. 16% signifikant höher als unter den anderen NRTI (n=500). Anders als in der DAAD-Studie hatte Didanosin in SMART keinen Einfluss auf kardiovaskuläre Ereignisse.

Insgesamt hatten die SMART-Patienten ein mittleres kardiovaskuläres Risiko. Drei Viertel waren Männer, das Alter betrug 44 Jahre, 40% rauchten, 20% nahmen Antihypertensiva oder Lipidsenker ein und 7% hatten einen Diabetes mellitus. 15% hatten fünf oder mehr Risikofaktoren.

GSK-Studien zeigen kein erhöhtes Risiko

In einer Analyse von GSK von 54 GSK-gesponsorten Studien wurde kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko unter Abacavir beobachtet. In den Studien der Phasen 2-4 wurden die Daten von 14.683 Patienten ausgewertet. 9639 Teilnehmer hatten Abavacir (7845 Personenjahre) and 5044 Regime ohne Abacavir (4653 Personenjahre) eingenommen. Die Beobachtungsdauer unter Abacavir betrug 24 bis 96 Wochen.

Die Studienteilnehmer waren meist Männer (80%), das Alter betrug 38 Jahre, die mittlere CD4-Zahl lag bei 300/µl und etwa zwei Drittel waren therapienaiv. Die kardiovaskulären Risikofaktoren, z.B. Rauchen, Hypertonie usw., wurden in diesen Studien nicht vollständig erfasst. Inflammatorische Marker (u.a. hsCRP und IL-6) wurden nur in der aktuellen HEAT-Studie gemessen. Das Risiko für koronare Ereignisse unter Abacavir war in dieser Analyse nicht erhöht ebenso wenig die inflammatorischen Marker in der HEAT-Studie.

Fazit

Das Fazit von Jens Lundgren, Kopenhagen: "Das erhöhte Risiko scheint nur bei Patienten mit ohnehin erhöhtem kardiovaskulären Risiko klinisch relevant zu sein." Das Fazit von John Pottage, GSK: "Bei der antiretroviralen Therapie sollte das kardiovaskuläre Risiko berücksichtigt und alle beeinflussbaren kardiovaskulären Risiko modifiziert werden."

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