12 Jahre funktionelle Heilung

Vancouver, 19.07 2015

Die ART eines der Geburt HIV-infizierten Mädchens wurde im Alter von sechs Jahren unterbrochen. Nach nunmehr 12 Jahren ohne Therapie ist HIV im Blut immer noch nicht nachweisbar.

Beim „Mississippi-Baby“ war es 27 Monate nach Absetzen der ART zum HIV-Rebound gekommen. Bei den „Visconti-Patienten“ beträgt die längste Zeit ohne HIV im Blut 9,5 Jahre. Damit ist die mittlerweise 18jährige junge Frau, deren Fall Dr Asier Sáez-Cirión vom französischen Pasteur-Institut auf dem CURE-Meeting vorstellte, der Mensch mit der längsten Remission bzw. funktionellen Heilung. Sie nimmt 12 Jahre keine Medikamente und HIV im Blut ist nicht nachweisbar.

Die junge Frau hatte eine HIV-positive Mutter. Nach ihrer Geburt erhielt sie daher wie üblich prophylaktisch AZT über 6 Wochen. Kurz nach dem Absetzen von AZT wurde jedoch HIV nachgewiesen, d.h. das Kind war HIV-infiziert. Aufgrund der hohen Viruslast von über 2 Mio Kopien/ml wurde das Mädchen dann im Alter von 3 Monaten antiretroviral behandelt. Die Viruslast unter Therapie lag im Lauf der nächsten Jahre unter der Nachweisgrenze. Im Alter von 6 Jahren setzten die Eltern die ART ab und bei einer Untersuchung ein Jahr später wurden keine Viren um Blut gefunden. Das Mädchen hat bis heute keine Therapie.

Einzelfall

Dass dies ein Einzelfall ist, zeigt die Analyse der Daten von über 10.000 HIV-positiven Müttern in der französischen ANRS (Agence Nationale de Recherche sur le SIDA)-Kohorte. In dieser Kohorte werden seit 1989 auch die Daten von 579 infizierten Kindern gesammelt. 200 der Kinder wurden vor dem sechsten Lebensmonat behandelt, aber nur 15 haben die ART bei einer Viruslast <500 Kopien/ml abgesetzt.

Bei 12/15 Kindern kam es innerhalb von einem Jahr, bei 1/15 innerhalb von 3 Jahren zum Rebound. Lediglich die mittlerweile 18,5 Jahre alte Frau, bei der die ART im Alter von 6 Jahren abgesetzt wurde, war HIV im Blut selbst mit einem hochempfindlichen Test (Nachweisgrenze 4 Kopien/ml) nicht nachweisbar.

Unterschiede zum Mississippi-Baby

Bei Mississippi-Baby hoffte man, die HIV-Infektion durch die frühe Therapie geheilt zu haben. Im Fall der jungen Frau ist HIV im Körper nachweisbar und es gab sogar zwei Messungen mit sehr niedrigen Virusspiegeln (510 und 48 K/ml), die Vermehrung von HIV wird jedoch durch unbekannte körpereigene Mechanismen unterdrückt. Welche Rolle die Virusblips dabei gespielt haben könnten, ist unklar. Die französischen Forscher raten jedenfalls von einem Absetzen der Medikation oder Unterbrechungen dringend ab.


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