Gemeinsam die HIV-Epidemie beenden – aber wie?

AIDS 2024

Deutschland hinkt bei der HIV-Diagnoserate hinterher1 und wird die von den UNAIDS (The Joint United Nations Programme on HIV/AIDS) für 2025 ausgerufenen 95-95-95-Ziele* nicht erreichen, obwohl der Weg zur Beendigung der Epidemie klar ist3. Was es heute braucht, um die HIV-Epidemie in Deutschland doch noch beenden zu können, welche Hürden in der Umsetzung aus dem Weg geräumt werden müssen und wo wir gemeinsam noch neue Erkenntnisse brauchen, diskutierten HIV-Experten aus Medizin und Aidshilfen im Rahmen der Münchner AIDS- und Infektiologie-Tage (MAIT) 2024 gemeinsam mit einer Transformationswissenschaftlerin.

Menschen mit einer HIV-Infektion können mit den heute verfügbaren modernen antiretroviralen Therapien lange und gut leben. „Möglich wurde das durch das große Engagement und die enge Zusammenarbeit von Community, Aidshilfen, Ärztinnen und Ärzten sowie Pharmaunternehmen. Doch heute herrscht zum Teil das Gefühl vor, dass alles gut läuft. Deshalb sehe ich die Gefahr, Erreichtes wieder zu riskieren“, gab Dr. Carl Knud Schewe, Hamburg, zu bedenken.

Neue Wege gehen, um nicht Erreichtes zu erreichen

Poster

Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge sind in Deutschland ca. 8.000 Menschen von einer HIV-Infektion betroffen, ohne etwas davon zu wissen4. Um diese zu identifizieren und in Therapie zu bringen, reiche es den Expert:innen zufolge nicht aus, sich auf Männer zu fokussieren, die Sex mit Männern (MSM) haben. Dr. Axel Baumgarten, Berlin, betonte: „Wir müssen Wege finden, weitere Betroffenengruppen zu erreichen. Das funktioniert aus meiner Sicht am besten darüber, dass wir HIV im Gesamtkontext der sexuellen Gesundheit betrachten.“ Dem schloss sich Jens Ahrens, Berlin, an: „Um Zielgruppen über MSM hinaus zu erreichen, brauchen wir neue Allianzen – z. B. mit Imamen, um auch die muslimische Gemeinschaft zu informieren.“

Nach Ansicht der Expert:innen könnten bestehende Ideen bzw. Systeme genutzt und ausgeweitet werden. Schewe zufolge könnten beispielsweise Praxisverwaltungssysteme so optimiert werden, dass sie bei Symptomen oder Laborparametern, die mit HIV zusammenhängen könnten, den Hinweis geben, an einen HIV-Test zu denken.

Drei Schlüssel zu mehr HIV-Diagnosen

Die Expert:innen waren sich außerdem einig, dass die Werkzeuge, um HIV zu beenden, vorhanden sind und erfolgreich genutzt werden. Doch um die UNAIDS-Ziele zu erreichen, brauche es eine Mischung aus Erkenntnis („Wen müssen wir neu erreichen und wie schaffen wir das?“) und einer weiterhin konsequenten Nutzung und kreativen Weiterentwicklung der zur Verfügung stehenden Maßnahmen. Martin Thiele, Halle, mahnte in diesem Zusammenhang, dass individuelles Engagement seine Grenzen habe: „Gesundheit allgemein hängt immer am seidenen Faden der gesellschaftlichen und politischen Bedingungen. Deshalb muss auch die Politik weiterhin Verantwortung übernehmen, um die (strukturellen) Bedingungen für die HIV-Prävention sowie für Menschen, die mit HIV leben, zu verbessern.“

Wie bestehende Ideen weiterentwickelt und ausgebaut werden können, hat sich Gilead Sciences mit der Initiative HIVISION100 in Zusammenarbeit mit HIV-Expert:innen aus Medizin, Community, Beratung und Apotheke angesehen: Immer mit der Vision, gemeinsam die HIV-Epidemie eines Tages zu beenden. Mehr zu den Ergebnissen im Report „Drei Schlüssel zu mehr HIV-Diagnosen“ finden Sie unter www.hivision100.de

Autoren

von links nach rechts
Dr. med. Axel Baumgarten, Facharzt für Allgemeinmedizin, Infektiologie; ZfI - Zentrum für Infektiologie, Berlin
Dr. med. Carl Knud Schewe, Facharzt für Innere Medizin, MVZ ICH Stadtmitte, Hamburg
Martin Thiele, Geschäftsführer, Referat Primärprävention MSM, Referat HIV-bezogene Diskriminierung; AIDS-Hilfe Halle / Sachsen-Anhalt Süd e.V
Jens Ahrens, stellvertretender Geschäftsführer, Fachliche Leitung für Prävention & Referent für Gesundheitsförderung; Berliner Aids-Hilfe e. V.


Was es braucht, um die UNAIDS-Ziele doch noch zu erreichen



* 95-95-95 Ziele der UNAIDS: Bis 2025 sollen 95 % aller Menschen mit HIV von ihrer Diagnose wissen, davon sollen 95 % eine antiretrovirale Therapie erhalten, davon sollen 95 % eine Viruslast unter der Nachweisgrenze aufweisen.2



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