Ramona Pauli, München
Einsatz von Boceprevir und Telaprevir. Praktische Aspekte

Im Vergleich zur herkömmlichen Therapie steigern Boceprevir und Telaprevir die SVR-Raten bei HCV-Genotyp 1 bei Ersttherapie um 25-30%, bei vortherapierten Patienten je nach früherem Ansprechen um 26-62%. Beide HCV-Proteasehemmer sind in den USA zugelassen.

HCV-RNA* Maßnahme
Woche 4 oder
12: >1.000 Iu/ml
Stop Telaprevir und pegIFN/Ribavirin
Woche 24
nachweisbar
Stop pegIFN/
Ribavirin

Tab. 1  Telaprevir:  Empfohlene Therapiedauer

In der Fachinformation der FDA finden sich detaillierte Anweisungen zur Anwendung. Der Therapiealgorithmus bei den beiden Substanzen ist sowohl bei Ersttherapie als auch bei Nonrespondern unterschiedlich (Tab. 1-3, Quelle Fachinformation FDA). Grundlage der Algorithmen sind die Phase-III-Studien.

An diese komplexen Algorithmen sollte man sich halten, insbesondere an die Stopp-Regeln, und die Therapie komplett beenden, da andernfalls resistente Virus-Varianten entstehen. Ebenso sollte man auf keinen Fall die Dosis reduzieren, die Einnahmeintervalle verändern und die Therapie unterbrechen. Bei allen Patienten mit fehlendem Ansprechen auf eine Triple-Therapie werden resistente Varianten selektioniert. In den Studien wurden bei Ersttherapie rund 5-10% Virusdurchbrüche und bei vorbehandelten Patienten 10-40% Virusdurchbrüche beobachtet. Die resistenten Virusvarianten verschwinden mit der Zeit, doch wann man die Patienten erneut behandeln kann und mit welchem Erfolg ist derzeit noch unklar.

Interaktionen

Ein weiteres Problem ist das Interaktionspotential. Beide Proteasehemmer werden über das Cytochrom P450-Sys-tem der Leber verstoffwechselt und interagieren mit vielen anderen Medikamenten. Dies ist nicht nur im Hinblick auf die anderen Medikamente wichtig, sondern auch im Hinblick auf den Wirkspiegel der Proteasehemmer. Bei zu niedrigem Medikamentenspiegel im Blut ist das Risiko einer Resistenzentwicklung erhöht.

therapienaive Patienten und Relapser
HCV-RNA* Triple-Therapie
Telaprevir/pegIFN/Ribavirin
Duale Therapie
pegIFN/Ribavirin
Nicht nachweisbar zu Woche 4 und 12
Nachweisbar (1.000 Iu/ ml oder weniger) zu Woche 4 und/oder 12
Erste 12 Wochen
Erste 12 Wochen
Weitere 12 Wochen
Weitere 36 Wochen
Früher partielle Responder oder Null-Responder
Alle Patienten Erste 12 Wochen Weitere 36 Wochen
* In den klinischen Studien wurde die HCV-RNA mit dem COBAS® TaqMan® gemessen mit einer unteren Grenze der Quantifizierung von 25 IU/ml und einer unteren Nachweisgrenze von 10 IU/ml.
Therapienaive Patienten mit Zirrhose und nicht nachweisbarer HCV-RNA zu Woche 4 und 12 profitieren möglcherweise von einer weiteren Therapie mit pegIFN/Ribavirin über 36 Wochen.

Tab. 2  Telaprevir: Stop-Regeln

Bewertung* (HCV-RNA+) empfehlung
Therapiewoche (TW) 8 Therapiewoche (TW) 24
Therapienaive Patienten Nicht nachweisbar Nachweisbar Nicht nachweisbar
Nicht nachweisbar
Ende Tripletherapie zu TW28

1. Weiter Tripletherapie bis
Ende 36 TW und dann

2. weiter pegIFN/Ribavirin
bis Ende TW 48

Früher Partielle Responder oder Relapser Nicht nachweisbar Nachweisbar Nicht nachweisbar
Nicht nachweisbar
Tripletherapie bis Ende TW36

1. Weiter Tripletherapie bis
Ende 36 TW und dann

2. weiter pegIFN/Ribavirin
bis Ende TW 48

* Stop-Regeln: • TW 12 HCV-RNA >100 IU/ml Tripletherapie beeinden • TW 24 TW 12 nachweisbare HCV-RNA >100 IU/ml + In den klinischen Studien wurde die HCV-RNA mit dem COBAS® TaqMan® gemessen mit einer unteren Grenze der Quantifizierung von 25 IU/ml und einer unteren Nachweisgrenze von 9,3 IU/ml. Patienten mit Zirrhose sollten nach 4 Wochen pegIFN/Ribavirin 44 Wochen lang Tripletherapie erhalten.

Tab. 3  Boceprevir: Empfohlene Therapiedauer

Nebenwirkungen

Beide Proteasehemmer führen häufiger zum Therapieabbruch als die Standardtherapie allein. Beide Substanzen verstärken die Anämie, was bei der längeren Gabe von Boceprevir allerdings möglicherweise mehr zum Tragen kommt. Bei Telaprevir stehen Hautausschläge, Juckreiz, gastrointestinale Beschwerden und anorektale Probleme im Vordergrund, bei Boceprevir Veränderungen des Geschmacksempfindens.


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