Für IciStem Julian Schulze Zur Wiesch, Hamburg
HIV Heilung ist möglich – gemeinsam lernen

Das internationale „IciStem“ Konsortium versucht seit 2014 die Mechanismen zu verstehen, die zu einer erfolgreichen HIV Remission nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation führen.

Der auch als „Berliner Patient“ bekannte Timothy Ray Brown und neuerdings der „London Patient“ Adam Castillejo sind die einzigen HIV-infizierten Menschen, die nach einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (allo-HSCT) mit Zellen eines Spenders mit homozygoter CCRΔ32 Mutation als sicher geheilt gelten. Die Kollegen aus dem Uniklinikum Düsseldorf, die auch dem IciStem-Konsortium angehören, berichten über einen weiteren aktuellen Fall.

Ziel von IciStem (International Collaboration to guide and investigate the potential for HIV cure by Stem Cell Transplantation) ist das genaue Verstehen dieser und weiterer Patienten, um zukünftige HIV-Heilungsansätze zu entwickeln.

Dies sind gute Nachrichten. Sie geben Grund zur Hoffnung, dass die Heilung von HIV kein Einzelfall bleiben muss. Die genauen klinischen, immunologischen und virologischen Faktoren, die mit einer dauerhaften HIV-Remission nach einer allo-HSCT korrelieren, sind aber weiterhin nicht vollständig geklärt. Der Berliner und Londoner Patient unterstreichen die entscheidende Bedeutung von CCRΔ32-homozygoten Transplantaten, zeigen aber auch, dass eine unterschiedliche Vorbehandlung erfolgreich sein kann.

Das Netzwerk

Abb 1
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Das IciStem-Konsortium besteht aus einem europäischen Expertengremium aus Hämatologen, Infektiologen, Virologen und Immunologen. Es wird von Javier Martínez-Picado (AIDS Research Institute IrsiCaixa, Barcelona) und Annemarie Wensing (University Medical Center Utrecht) geleitet und maßgeblich von amfAR, der Foundation for AIDS Research gefördert (Abb. 1).

Beobachtungsstudie

Seit 2014 werden HIV-infizierte Personen, die sich aufgrund einer schwerwiegenden hämatologischen Erkrankung einer allo-HSCT unterziehen müssen, in eine breit angelegte Beobachtungsstudie eingeschlossen (www.icistem.org). Jede/r im IciStem-Programm registrierte Patient/in wird dabei medizinisch ganz regulär an seinem/ihrem Zentrum behandelt. Alle klinischen Entscheidungen werden vor Ort von dem lokalen Ärzteteam und zusammen mit dem/der Patient/in getroffen. Die IciStem Plattform hilft lediglich bei der systematischen Erfassung klinischer Daten sowie der logistisch und technisch nicht immer einfachen standardisierten und sachgerechten Asservierung und Untersuchung von Blut-, Gewebe- und Liquorproben vor und nach der Stammzelltransplantation. Prospektiv werden vollständige Informationen über zugrunde liegende Malignität, Chemotherapie, Transplantationsverfahren, Spenderauswahl, HIV-Tropismus und cART erhoben, sowie virologische und immunologische Eigenschaften einer Vielzahl von Proben vor und nach der Transplantation analysiert. Bisher konnten schon über 40 Patienten in das IciStem-Register aufgenommen werden; zudem war das IciStem-Konsortium auch maßgeblich bei der begleitenden immunologischen Untersuchung der HIV-Heilung des Londoner Patienten beteiligt.

Sie können mitmachen!

Zur Zeit gibt es mehr als 100 IciStem-assoziierte Wissenschaftler und Ärzte. Eine aktive Beteiligung weiterer europäischer Partner-Zentren, gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist ausdrücklich erwünscht. Ärzte/Ärztinnen ebenso wie Patient/innen können in diesem Fall gerne Kontakt über die IciStem Internetseite www.icistem.org aufnehmen.


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