Interview mit Martin Däumer, Kaiserslautern
Großeinsatz im Labor

Wie hat sich Corona-Epidemie im Labor ausgewirkt?

 Martin Däumer  Institut für Immunologie und Genetik

Martin Däumer

Institut für Immunologie und Genetik

Kaiserslautern

Däumer: Corona hatte und hat nach wie vor erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe im Labor. Seit Anfang März haben wir unseren Routinebetrieb drastisch umgestellt, nicht zuletzt auch aus Infektionsschutzgründen. Eigens für die Corona-Testung zuständige Teams arbeiteten z.T. im Schichtbetrieb bis in die Abendstunden hinein und auch am Wochenende.

Gab es Engpässe bei den Test-Kits?

Däumer:Sicher, die gab es und wie man hört gibt es nach wie vor Lieferengpässe, insbesondere für den Bereich der Nukleinsäure-Isolierung im Hochdurchsatz. Das Management der Materialbeschaffung war schon eine echte Herausforderung. Wie viele andere Labore (weltweit) auch haben wir zunächst das frei verfügbare Nachweisprotokoll von Christian Drosten etabliert. Die darin erwähnten Reagenzien waren schon nach kurzer Zeit nicht mehr lieferbar. Bei den Produzenten kompletter Testkits konnte man zu Beginn noch kleinere Mengen (bis zu 1.000 Tests) ergattern. Danach ging auch dort nichts mehr. Wer seine Einkaufsstrategie auf mehrere Anbieter von Testsystemen und Reagenzien ausgedehnt hatte, war gut beraten und konnte zumindest mit Teillieferungen seine Testangebote aufrechterhalten.

Wie viele Tests haben Sie denn seit Anfang März gemacht?

Däumer:Es ging langsam los, erst mit drei Anforderungen, am nächsten Tag waren es 30, dann 120 und später haben wir dann 250 bis 300 Tests pro Tag durchgeführt.

Welchen Einfluss hatte Corona denn auf die Routinediagnostik und im speziellen auf das HIV-Labor?

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Beispiele für Testsysteme und Reagenzien für die molekulare SARS-CoV-2 Diagnostik
©Martin Däumer

Däumer:Fast gleichzeitig mit dem steigenden Aufkommen der Corona-Proben haben wir einen Rückgang der Anforderungen in fast allen anderen Bereichen der Routinediagnostik verzeichnet. Dies betraf insbesondere die Kontrolluntersuchungen bei HIV-infizierten Patienten. So ging in der zweiten Märzhälfte die Anzahl an Proben für HIV-Viruslastbestimmungen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30% zurück.

Darüber hinaus hatten wir aber auch einige Anfragen mit einem eher ungewöhnlichen Hintergrund. So gab es Nachfragen wegen geplanter ART-Umstellungen, weil Medikamente in den Apotheken nicht mehr vorrätig waren. Offenbar wurden in diesem Zeitraum mehr 3-Monatspackungen verordnet als üblich. In einem Fall war ein Lopinavir-haltiges Präparat nicht mehr verfügbar, was möglicherweise auf eine gesteigerte Nachfrage als
potentielles COVID-19-Medikament zurückging.

Machen Sie auch Antikörpertests?

Däumer:Ja, mittlerweile bieten wir auch den Antikörpertest zum Nachweis einer durchgemachten CoV-2-
Infektion an. Doch auch hier muss man immer wieder mit Lieferengpässen rechnen. Wie fast zu erwarten, unterscheiden sich die angebotenen Testsysteme bezüglich ihrer Spezifität und Sensitivität. Die Erfahrung zeigt, dass mit falsch positiven Ergebnissen gerechnet werden muss.

Vielen Dank für das Gespräch



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