Was Künstlerinnen und Künstler Zu Hiv und Aids Sag(t)en
Deutsche AIDS-StiftungEin Projekt wird 30 Jahre alt

Vor 30 Jahren machte sich ein engagierter Musikliebhaber aus München auf, Spenden für Menschen mit HIV bei Konzerten zu sammeln, rote Schleifen an die Gäste zu verteilen – und Künstlerinnen und Künstler um ein Statement zu bitten: zu einer Krankheit, die für Schlagzeilen sorgte – und für die es 1993 noch keine wirksamen Medikamente gab.

„Ich hatte bei Elton John-Konzerten 1993 in London miterlebt, wie für aidskranke Menschen Spenden gesammelt und rote Schleifen verteilt wurden“, erzählte uns Stephan Heimbecher bei einem Treffen in der Deutschen AIDS-Stiftung. Das geht in Deutschland auch, dachte er sich damals. Er nahm zunächst Kontakt zu Red Ribbon International in London auf, reiste mit einem Koffer voller roter Schleifen zurück, und klopfte dann bei deutschen Konzert-Agenturen an. Gleich der erste Kontakt ermöglichte ihm einen Einsatz bei der Aufzeichnung der ZDF-Popshow 1993 in Dortmund. Bald schon durfte Stephan zusammen mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vor Beginn der Konzerte von z.B. Meat Loaf, Take That, Tina Turner oder Michael Jackson um Spenden bitten und die Schleifen verteilen.

Eine Idee – ein Projekt

Scooter (1996)DJ Bobo (2001)
Statements von Scooter (1996) und DJ Bobo (2001) © Deutsche AIDS-Stiftung

Bei der ZDF Popshow 1993 sorgte Stephan dafür, dass die Musikerinnen und Musiker mit roter Schleife auf die Bühne kamen. Stephan hatte Backstage-Zutritt, war in den Künstler-Räumen. Hier wurde eine zweite Idee geboren. So nah an den Stars wollte er wissen: Was sagen sie zu HIV und Aids? Was ist ihre Botschaft? Er besorgte ein Skizzenbuch mit leeren Seiten und bat fortan Künstlerinnen und Künstler um ein Statement zum Thema Aids. Zuletzt hatte er mehr als 250 Botschaften, Zeichnungen, Songzitate und Autogramme gesammelt! Von Größen wie Alan Parsons Projekt, Anastasia, Bryan Ferry.

Artists about Aids

Er nannte sein Projekt „Artists About Aids“. Kaum ein Star verließ den Konzertort ohne Kommentar. Denn Aids war auch in Künstlerkreisen ein Thema, über das man sprach. „Gerade die vermeintlich unnahbaren Weltstars waren die, die sich am meisten Zeit genommen haben“, erinnert sich Stephan.

Bis 2015 ging Stephan Heimbecher auf Konzerte und Tourneen, um Spenden zu sammeln und Schleifen zu verteilen. Immer dabei: sein Buch für die Statements. Fast seine gesamte freie Zeit verbrachte er vor und in Konzerthallen und mit der Vorbereitung. Irgendwann passte sein intensives Engagement nicht mehr zum Privatleben und den beruflichen Herausforderungen. 2017 teilte er seine verbliebenen Original-Statements von „Artists about Aids“ auf – einige waren in den Jahren zuvor bereits bei unterschiedlichen Aktionen zu Gunsten der Aidshilfe versteigert worden. Er schenkte sie der Elton John Aids Foundation und der Deutschen AIDS-Stiftung. Es ist ein großer Schatz aus Gedanken zu HIV/Aids insbesondere der 90er Jahre.

Eine Auswahl der Original-Statements kann man im Shop der Deutschen AIDS-Stiftung kaufen.

https://aids-stiftung.de/unser-shop/

Andrea Babar

www.aids-stiftung.de

Ausgabe 4 - 2023Back

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