HCV-Elimination hat viele Facetten: Risikogruppen erreichen

03. August 2023

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Vom 29.06. – 01.07.2023 fand der 23. Interdisziplinäre Kongress für Suchtmedizin in München statt. Im Rahmen eines Symposiums der Firma AbbVie Deutschland diskutierten Expert*innen über Hepatitis C in Deutschland, einschließlich des HCV-Screenings und der Herausforderungen bei der Testung vulnerabler Gruppen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Ziel ausgesprochen, bis zum Jahr 2030 die Zahlen der Hepatitis-C-Virus(HCV)-Neuinfektionen und HCV-assoziierte Todesfälle deutlich zu reduzieren.1

Neuer HCV-Tracker für Deutschland macht sichtbar, wo wir stehen

In Deutschland leben etwa 189.000 Menschen mit einer HCV-Infektion.2 Der neue HCV-Tracker ermöglicht den Abruf aktueller Zahlen zur HCV-Elimination für Deutschland und auch auf Bundeslandebene. Im 1. Quartal 2023 wurden bei den Neudiagnosen von HCV-Patient*innen erst 28 % und bei der HCV-Behandlung Betroffener nur 22 % des WHO-Zieles bis 2030 erreicht. 3 Das frei zugängliche Dashboard www.hcv-tracker.de wurde in einer Kooperation zwischen der Deutschen Leberstiftung und AbbVie Deutschland entwickelt. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Deutschen Leberstiftung.

Eine kranke Leber schmerzt oft nicht: Risikogruppen erreichen

Eine Herausforderung ist, dass vulnerable Gruppen wie z. B. Drogengebrauchende oder Menschen mit Migrationshintergrund aus Ländern mit hoher Hepatitis-C-Prävalenz oft nur schwer erreichbar für die Testung auf Hepatitis C sind. Die DGVS-S3-Leitlinie empfiehlt ein HCV-Screening bei allen aktiven und ehemaligen Drogengebrauchenden sowie weiteren relevanten Risikogruppen. Dazu gehören z. B. Migrant*innen aus Regionen mit erhöhter HCV-Infektionsrate, Menschen mit Hochrisiko-Sexual-Praktiken und sexuell übertragbaren Krankheiten, Haushaltsangehörige bzw. Sexualpartner*innen HCV-Infizierter, Insassen von Justizvollzugsanstalten und Hämodialyse-Patient*innen. Auch Personen mit explizitem Wunsch nach einem Screening oder mit auffälligen Laborwerten bzw. klinischen Zeichen einer Lebererkrankung sollten ein Screening erhalten.4 Um hier anzusetzen, stellten Vertreterinnen der Aidshilfe Hilfe Schleswig-Holstein ein Modellprojekt zur niederschwelligen Testung von Risikogruppen vor: den Test- und Beratungsbus Hepatitis C und HIV. In dem Testmobil, das seit Ende September 2022 im Einsatz ist, können sich Menschen schnell und unkompliziert beraten und screenen lassen. Angewendet wird ein Antikörper-Schnelltest auf HIV und Hepatitis C. Die Begegnung von Mensch zu Mensch sei eine wichtige Voraussetzung, um zu einer Testung zu motivieren, so ein erstes Fazit des in Deutschland bislang einmaligen Projekts.

Zugewinn an Lebensqualität durch Hepatitis-C-Therapie

Die Therapie von chronischer# Hepatitis C ist durch pangenotypische DAA-Regime (direkt antiviral wirksame Arzneimittel) nahezu nebenwirkungsfrei und führt in über 95 % der Fälle zur Heilung§.4,5 Laut aktueller DGVS-S3-Leitlinie ist das Warten auf eine positive HCV-RNA über 6 Monate nicht mehr notwendig.4 Daten aus dem Deutschen Hepatitis C-Register (DHC-R) zeigen jedoch, dass einige Patient*innen mit chronischer HCV-Infektion keine Therapie erhalten oder die Behandlung aufgeschoben wird. Begründet wurde dies unter anderem mit aktivem Drogengebrauch, Alkohol(bei)konsum oder psychiatrischen Begleiterkrankungen.6 Jedoch zeigt die Therapie mit modernen DAAs auch bei herausforderndem Patienten*innen gute Ergebnisse, darunter z.B. Betroffene mit HIV-Koinfektion, unter Substitutionstherapie (OST), bei fortgesetztem intravenösen Drogengebrauch (PWID), bei Alkoholkonsum sowie bei Patient*innen ohne festen Wohnsitz oder Inhaftierten.4,7 Ein weiterer Nutzen der Behandlung ist der Zugewinn an Lebensqualität, der sowohl körperlich als auch psychisch zu verzeichnen ist.8 Neuesten Daten zufolge bleibt dieser auch ein Jahr nach Therapieende erhalten.9

Neue Initiative für mehr Perspektive bei Opioidabhängigkeit

Um die komplexen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung von Opioidabhängigen zu bewältigen, braucht es vielfältige Expertisen. AbbVie Deutschland und Camurus bündeln nun ihr Wissen und ihre Kräfte im Bereich Hepatitis C und Opioidabhängigkeit, um

– gemeinsam die Komplexität des Behandlungsumfeldes zu verringern,

– die Vernetzung der Beteiligten und das Bewusstsein der Gesellschaft zu verbessern,

– die Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten der Patient*innen zu stärken.

Patient*innen mit Opioidabhängigkeit sollen dabei unterstützt werden, Schritt für Schritt in ein selbstbestimmtes Leben zurückzukehren. Um sinnvolle Angebote und Fortbildungskonzepte entwickeln zu können, ist Ihre Mithilfe gefragt. Nehmen Sie hierfür gern an der kurzen Umfrage teil:

Zur Umfrage

# Eine Hepatitis C gilt als chronisch, wenn klinisch und laborchemisch keine akute (ikterische) Hepatitis und anamnestisch und laborchemisch kein Risiko für eine Übertragung des Virus bzw. keine Evidenz für eine Serokonversion in den letzten 6 Monaten vorliegt. In diesen Fällen kann eine antivirale Therapie umgehend begonnen werden.4

§ Als von einer chronischen Hepatitis C geheilt gelten Patient*innen, die 12 Wochen nach Behandlungsende ein anhaltendes virologisches Ansprechen (sustained virologic response, SVR12) aufweisen.


Literatur:

1. World Health Organization (WHO) (2017). Global Hepatitis Report. https://www.who.int/publications/i/item/9789241565455 [letzter Zugriff: 19.07.2023]

2. Polaris Observatory HCV Collaborators (2022). Lancet Gastroenterol Hepatol 7(5): 396–415

3. HCV Tracker Elimination 2030; https://www.hcv-tracker.de [letzter Zugriff: 19.07.2023]

4. Sarrazin et al. (2020). Z Gastroenterol 58: 1110–1131

5. Hüppe et al. (2019). Z Gastroenterol 57: 27–36

6. Buggisch P et al. (2021). PLoS ONE 16(5): e0250833

7. Moga et al. (2022). AASLD; Poster 1326

8. Cornberg et al. (2022). Viruses 14(7): 1541

9. Cornberg et al. (2023). EASL; Poster THU-18111


Mit freundlicher Unterstützung der AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG



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