Ausgabe 2 - Juni 2008

Editorial

HIV-PEP ERSTATTUNGSFÄHIG » UKRAINE: OFFENE WORTE VON STEFFEN ESSER » KEIN DEUTSCHES STATEMENT ZUM SCHWEIZER STATEMENT? » 

KONGRESS

9th International Workshop, New Orleans, USA

Pharmakologische Aspekte werden bei der HAART ein zunehmend interessantes Thema. In diesem Jahr standen die Daten zu den neuen Substanzklassen, zur Therapie bei Schwangerschaft und zur ZNS-Penetration im Mittelpunkt des Interesse. Ein großes Thema auf dem internationalen Pharmakologie-Kongress war aber auch die Auswirkungen der genetischen Polymorphismen der abbauenden Enzyme und Transportermoleküle auf die ART.  

Münchner Aids-Tage zu Gast in Berlin

Die Münchner AIDS-Tage zu Gast in Berlin waren auch in der Hauptstadt ein großer Erfolg. Das breite Angebot an Themen hatte viele Besucher angelockt. Die Vorträge waren gut besucht und es wurde viel diskutiert. Im Mittelpunkt des Interesse stand das kurz zuvor veröffentlichte Papier der Schweizer EKAF und die Meinungen darüber gingen stark auseinander. 

EASL - Mailand

Eine neue Ära der HCV-Therapie steht vor der Tür. Die Proteasehemmer scheinen zu einem besseren Langzeiterfolg bei kürzerer Therapiedauer zu führen als die bisherige Standardtherapie. Selbst bei den so schwierig zu behandelnden Nonrespondern und Relapsern konnte der Proteasehemmer Telaprevir punkten. Und bei den Polymerasehemmern gibt es ebenfalls vielversprechende Entwicklungen. Bei der Hepatitis B liegt der Schwerpunkt auf den Nukleosid(t)en. Ziel ist die Senkung der HBV-DNA unter die Nachweisgrenze. In beiden Gebieten sind jedoch noch viele Fragen insbesondere zur Resistenzentwicklung offen. 

FORTBILDUNG

Postexp. Prophylaxe der HIV-Infektion:
Deutsch-Österreichische Empfehlungen zur HIV-PEP

Ziel der Empfehlungen ist es, konkrete Handlungsanleitungen zu geben und alle in die Entscheidungen einbezogenen Ärztinnen und Ärzte in die Lage zu versetzen, die Indikation zu einer HIV-Postexpositionsprophylaxe zu stellen, diese durchzuführen und die betroffenen Personen kompetent zu beraten. Die Möglichkeit einer Postexpositionsprophylaxe muss Bestandteil des ärztlichen Aufklärungsgesprächs bei Menschen mit HIV-Infektion sein und auch in der Bevölkerung im Rahmen der Infektionsprävention breiter bekannt gemacht werden.  

Christian Hoffmann, Hamburg:
Opportunistische Infektionen - Teil 3

Die PML ist nach der cerebralen Toxoplasmose die zweithäufigste neurologische AIDS-Erkrankung. Diese schwere Entmarkungskrankheit des zentralen Nervensystems wird durch das JC-Virus (JCV) verursacht, einem einfach gebauten, weltweit verbreiteten Polyomavirus. Angesichts hoher Seroprävalenzen in der Bevölkerung wird von einer latent persistierenden Infektion ausgegangen. Erst bei gestörter zellulärer Immunantwort kommt es zu einer Reaktivierung der JCV-Infektion und damit zur manifesten Erkrankung. Betroffen ist überwiegend die weiße Hirnsubstanz der zerebralen Hemisphären, aber auch das Kleinhirn und in einem Teil der Fälle auch die graue Hirnsubstanz. 

Kristina Doerries, Würzburg:
Das humane Polyomavirus JC

Das humane Polyomavirus JC (JCV) wurde erstmals 1971 beschrieben. Die Benennung ist auf die Initialen des ersten Patienten zurückzuführen. Die Abkürzung JCV führt häufig zu Verwechslungen mit dem Jacob-Creutzfeld Syndrom, das allerdings völlig andere Ursachen hat. 

Alexander Kreuter, Norbert H. Brockmeyer, Ulrike Wieland, Bochum:
HPV-assoziierte anale Dysplasien

Der Zusammenhang zwischen HPV-Infektion und der Entstehung von AIN (anale intraepitheliale Neoplasie) bzw. Analkarzinom ist gesichert. Flächendeckende standardisierte Screeningprogramme für HIV-Positive, besonders für Hochrisikogruppen, erscheinen aus mehreren Gründen sinnvoll. Zum einen steigt die Inzidenz HPV-assoziierter analer Dysplasien und Analkarzinome trotz Einführung der HAART stetig weiter. Zum anderen scheint das Analkarzinom ähnlich wie das Zervixkarzinom im Stadium der Vorläuferläsionen erfassbar und auch therapierbar zu sein.  

KOOPERATION VON GRUNDLAGEN UND KLINISCHER HIV-FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND

Joachim Hauber, Frank Buchholz und Jan van Lunzen:
Eradikation von HIV

Die Vision der HIV-Eradizierung erhielt neue Hoffnung durch die kürzliche Einführung neuartiger antiretroviraler Wirkstoffklassen und ganz besonders durch die Entwicklung der so genannten Tre-Rekombinase. Dieses Enzym kann HIV aus infizierten Zellen "herausschneiden". Bis zur klinischen Anwendung ist es allerdings noch ein langer Weg. Eine Allianz aus Grundlagenwissenschaftlern des Heinrich-Pette-Instituts und Klinikern der Infektionsambulanz des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf versucht, diesen Weg vom Reagenzglas bis zur Klinik für diese und andere Visionen effizienter zu gestalten.  

Matthias Stoll, Wolf-Georg Forssmann, Reinhold E. Schmidt, Frank Kirchhoff:
„From Bench to Bedside” und „from Bedside to Bench”

Die HIV-Forschung hat in den letzten 25 Jahren wichtige Fortschritte erzielt. Weitere Erfolge sind jedoch nur möglich durch ein vernetztes, interdisziplinäres, gemeinsames Vorgehen von Grundlagenforschern und Klinikern sowie die Kooperation mit Forschungsverbänden und Biotechnologieunternehmen. Ein solcher Ansatz ist die Zusammenarbeit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit dem Universitätsklinikum Ulm und dem Biotech-Unternehmen VIRO Pharmaceuticals. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Ein Arzneimittelkandidat geht in Kürze in die klinische Prüfung. 

AKTUELL

Aids im öffentlichen Bewusstsein

Im April veröffentlichte die BZgA ihren Bericht "Aids im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland 2007". Darin vermeldet die Bundesbehörde einen kontinuierlichen Anstieg der Kondomnutzung seit 2004/2005.  

MITTEILUNGEN

DAIG

Der dramatische Anstieg der HIV-Neuinfektionen in Osteuropa verlangt ein internationales Engagement für effektive Präventions- und Therapiestrategien in den betroffenen Ländern. Die Deutsche AIDS-Gesellschaft nimmt diese Herausforderung an und wird zukünftig ihr Engagement in den Ländern Osteuropas verstärken, um dort zur Entwicklung erfolgreicher Lösungsstrategien beitragen zu können.  

DAIG

Längst hat die HIV-Infektion in der Ukraine die in Westeuropa betroffenen Risikogruppen verlassen und zieht breite Kreise. Dennoch herrschen gegenüber der HIV-Infektion Gleichgültigkeit, Unkenntnis und Unverständnis. HIV-Infizierte werden stigmatisiert und ausgegrenzt. Die ethische und die volkswirtschaftliche Bedeutung der dramatisch ansteigenden Neuansteckungen sind der Bevölkerung und ihren Entscheidungsträgern nicht bewusst. 

DAGNÄ

Qualitätsmanagement ist bislang eine ungeliebte Pflichtübung. Das muss nicht so bleiben. Die neue Internet-basierte QM-Plattform, die von der DAGNÄ in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Tibotec entwickelt wurde, erleichtert nämlich nicht nur das HIV-spezifische QM durch passende Formblätter. Sie bietet gleichzeitig auch die Möglichkeit, den Standard der HIV-Versorgung einheitlich zu dokumentieren. Dies wiederum ist ein wichtiges Argument bei künftigen Vertragsverhandlungen mit Kostenträgern.  

Deutsche Leberstiftung

Die Deutsche Leberstiftung und der Deutsche Olympische Sportbund machen sich gemeinsam gegen Hepatitis stark. Leberspezialisten untersuchen und beraten die Olympioniken im Hinblick auf ihre bevorstehende Reise nach China. 

3A

Gender Mainstreaming bedeutet, dass bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern berücksichtigt werden, um so eine Gleichstellung von beiden zu erreichen. 3A schließt sich dieser von der Bundesregierung geförderten Initiative an und möchte im HIV-Bereich auf unterschiedlichen Ebenen eine adäquate Beteiligung von Frauen umsetzen. 

Deutsche Aids-Stiftung

Migrant/innen in Deutschland sind häufig im Hinblick auf die gesundheitliche Versorgung benachteiligt. Oftmals wird ihre Infektion oder Krankheit erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt und daher erst spät behandelt. Als Problem erweist sich, dass Zuwanderer kaum von den üblichen Aufklärungsbotschaften erreicht werden. Zwar stehen ihnen verschiedene Beratungs- und Testangebote offen, doch sind diese meist nicht im ausreichenden Maße bekannt. Durch die Erkrankung geraten Betroffene nicht selten in materielle Not - diese Tatsache macht sich nicht zuletzt in der steigenden Zahl der im Ausland geborenen Mitbürger bemerkbar, die die Deutsche AIDS-Stiftung um Hilfe bitten. Aus 122 Ländern stammen die inzwischen in Deutschland heimisch gewordenen Antragsteller.  

Deutsche Aids-Hilfe

Nach wie vor gelten in vielen Ländern Einreisebeschränkungen für HIV-infizierte Personen, obwohl sie zur Prävention nicht taugen und diskriminierend sind. Eine internationale Arbeitsgruppe, in der auch die DAH vertreten ist, soll sich nun für die Abschaffung dieser Beschränkungen einsetzen.  

Robert Koch-Institut

Die aktuellen Zahlen zu HIV-Infektionen vom 1. März 2008 zeigen, dass die Zahl der pro Jahr neu diagnostizierten HIV-Infektionen in Deutschland im Jahr 2007 erneut gestiegen sind, und zwar im Vergleich zum Vorjahr von 2.643 um 4% auf 2.752. Am stärksten nahm die Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), zu und zwar in allen Altersgruppen, auch in der Gruppe der unter 25-Jährigen. Als eine der Ursachen wird die anhaltend hohe Syphilis-Inzidenz bei MSM diskutiert.  

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